Der glühende Wagen.

In einem Thale bei Bunzlau wohnte vor vielen Jahren ein wilder Herr, dessen größte Lust es war, den Leuten zu schaden. Als er alt geworden war und nicht mehr gehen konnte, ließ er sich einen goldenen Wagen bauen. Mit dem fuhr er nun rings in der Gegend herum und verwüstete alle Felder. Eines Tages fuhr er über einen Weg, worauf drei Knäblein saßen. Unbekümmert um das Geschrei der herbeieilenden Eltern jagte er über die unschuldigen Wesen fort. Da zuckte plötzlich aus heiterem Himmel ein Blitz herab und schlug den Mann mit dem goldenen Wagen tief in den Boden hinein. Alle neun Jahre nun stieg er einmal und zwar in der Walburgisnacht aus der Erde heraus und umfuhr um Mitternacht sein ehemaliges Besitzthum. Sein Wagen war aber rothglühend und überall, wo er vorbeikam, versengte er Gras und Getreide. Schon vor vielen Jahren wagten vier Bauern den Versuch, den Ritter zu erlösen. Sie waren auch fast am Ziele; nach zahlreichen Beschwörungen kam der Wagen herauf und man wollte ihn eben mit dem Blute einer schwarzen Henne bespritzen, als einer der Bauern »Herr Jesus!« ausrief und sogleich fuhr der Wagen mit fürchterlichem Krache in die Erde zurück und zog die Bauern nach sich. (J. Winterberg aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 98-99.
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