Der Thomaswagen.

[99] In Horaždiowitz fährt in der Thomasnacht der heil. Thomas auf einem feurigen Wagen über den Ring bis auf den[99] Kirchhof. Dort erwarten ihn schon all die Todten, welche Thomas heißen, und helfen ihrem Patron aus dem Wagen. Der heilige Thomas geht alsdann sammt seinen Begleitern bis zum Kreuze, das ganz roth ist und Strahlen von sich wirft, und kniet dort nieder und betet. Nach vollendetem Gebete erhebt er sich, gibt seinen Namensträgern den heil. Segen und verschwindet hinter dem Kreuze. Jeder Thomas legt sich hierauf wieder in sein Grab.

Der Thomaswagen aber fährt weiter bis ins nächste Dorf. Der geizige Richter von Buhsitz begegnete einmal dem Thomaswagen, als er kaum 20 Schritte vom Kirchhof entfernt war. Augenblicklich fiel er auf seine Knie und rief: Heiliger Thomas, beschütze mich. Der heilige Thomas aber war bereits nicht mehr im Wagen und der Kutscher, der den Schreier erkannte, schlug dem geizigen Richter mit seiner feurigen Peitsche beide Augen aus. (Vernaleken, Myth. u. Gebr. S. 96.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 99-100.
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