Drahomira's Wagen.

[102] Drahomira, die Mutter des heil. Wenzel, hatte den Christen ewigen Haß geschworen. Sie fuhr einst auf ihrem Wagen nach Saaz zum Grabe ihres Vaters. Als sie bei der Kirche S. Mathias vorbei kam, wurde eben das Meßopfer darin dargebracht. Ihr Kutscher sprang vom Wagen, um den Leichnam Christi anzubeten. Da erfaßte die heidnische Fürstin eine unbändige Wuth; sie stieß einen fürchterlichen Fluch aus. In demselben Augenblicke öffnete sich donnernd die Erde und verschlang die Gotteslästerin sammt Roß und Wagen. Ein furchtbarer Qualm entstieg dem Boden, und verlor sich erst, als der Priester das Meßopfer vollendet hatte und aus der Kirche gieng, wobei er noch ein unterirdisches Getöse vernahm. Nur die Peitsche, die der fromme Kutscher beim Herabsprunge im Wagen gelassen hatte, lag an der Stelle, wo die Fürstin versunken war.

Seit jener Zeit sieht man in finstern Nächten auf dem Podhořeletz in Prag einen feurigen Wagen von feurigen Rossen gezogen umherfahren, in dem Wagen steht die Fürstin Drahomira und ruft in einem fort: Zlé bude, zlé bude. Bös wirds werden, bös wirds werden! Nach Mitternacht fährt der Wagen auf derselben Stelle, wo er zuerst versunken, mit Donnergetös in die Erde. (E. Klauczek in Prag.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 102-103.
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