Das Hemännchen.
1.

[117] Seitwärts von den Dörfern Krima und Neudorf dehnt sich der Tenichwald bis nach Sonnenberg aus. Wenn man des Nachts durch diesen Wald geht und mit lauter Stimme ruft: He, he! Hu, hu! so erhält man aus der Ferne Antwort. Hierauf hockt sich etwas auf den Rücken des Wanderers und zwingt ihn, es bis ins nächste Dorf zu tragen, wo es verschwindet. So gieng es einmal einem Heger, der mußte die Last bis Krima tragen. Dort war es ihm, als ob etwas hinabsprünge, aber er konnte nichts sehen, so rasch war es verschwunden. (J. Gaudel.)


2.

In Graslitz ist das Hemännchen (Hamann) ein neckender Waldgeist, der seine Freude hat an dem Schaden der Leute. Mehrere Holzhauer fuhren einst mit ihrem Karren in den Wald, um Bäume zu fällen. Als sie den ersten Baum zu Falle brachten, hörten sie ein heiseres Lachen hinter sich und sahen, daß ihre Karren genau an die Stelle geschoben waren, wohin der Baum fallen mußte. Einen Augenblick später waren alle Karren zersplittert. Einige Weiber suchten Heidelbeeren. Nachdem sie ihre Krüge gefüllt hatten, stellten sie dieselben auf den Boden und giengen ein wenig bei Seite. Als sie aber zurückkehrten[118] und ihre Krüge aufheben wollten, blieb der Boden derselben auf der Erde. Zugleich erscholl hinter ihnen ein wildes Gelächter und als sie sich umschauten, sahen sie zwar nichts, erhielten aber eine tüchtige Ohrfeige. (Otto Mühlstein aus Graslitz.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 117-119.
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