Der Wassermann als Arzt.

[166] Ein armer Mann lag krank darnieder; da sandte er seine fünf Töchter aus, daß sie ihm das Wasser brächten, wo der Wassermann weile, davon würde er gesund werden. Als die erste Tochter zum Brunnen kam, sprang der Wassermann hervor und sprach: Willst du mein Weib werden, so erhältst du[166] das Wasser. Das Mädchen aber sagte: Eh ich dich heirathe, mag mein Vater krank bleiben und gieng davon. Ebenso sprach die zweite, die dritte und die vierte. Die fünfte aber erbot sich, für ihren kranken Vater das Opfer zu bringen. Hierauf gab ihr der Wassermann das Wasser, das brachte sie ihrem Vater, der augenblicklich genas.

In der Nacht jedoch kam jemand vor die Thüre des Mädchens und klopfte an. Das Mädchen that anfangs, als ob sie nichts höre. Als es aber zum zweitenmal klopfte, stand sie auf und öffnete die Thüre. Da sah sie den Wassermann vor sich stehen. Er bat sie, ihn abzuwaschen. Das Mädchen that so. Darauf sagte er: Gieb mir einen Kuß: und das Mädchen gehorchte. Allsogleich war der Wassermann in einen schönen Jüngling verwandelt, der sie nachher heirathete. (R. Czermak aus Prag.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 166-167.
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