Der Hausgeist [201] Otčistec (Reiniger).

In Luschtenitz glaubt man, daß jede Person im Hause einen Hausgeist hat, den man otčistec nennt. Man muß sich hüten ihm zu nahe zu treten oder ihm etwas zu leide zu thun. Dann bringt er den Menschen aus jeder Gefahr und wenn der Mensch krank ist, macht er ihn wieder genesen. Eine Magd hatte ihren Hausgeist in der Mistgrube des Stalles liegen. So oft sie den Stall reinigte, schrie er: Mach mich naß, so bleibst du gesund! Einst wurde die Magd aber von einer scheugewordenen Kuh derart gestoßen, daß sie schwer krank in die Stube getragen werden mußte. Die Krankheit verschlimmerte sich täglich und schon hatte man alle Hoffnung aufgegeben, als um Mitternacht, da nur die alte Mutter bei der kranken Magd wachte, eine schwarze Gestalt durchs Fenster kam, die Kranke mit Wasser besprengte und dazu sagte: »Das sei das Zeichen meiner Dankbarkeit«! Von Stund an war die Magd wieder gesund. (Ig. Kraus aus Luschtenitz.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 201.
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