Der Alp (böhm. [210] můra).

Wen in der Nacht der Alp zu reiten pflegt, der sage vor dem Schlafengehen dreimal nach einander folgenden Spruch:


Můro, můro, můro moři,

nepřistupuj k mému loži

pokud nespočitáš písek moři,

hvĕzdy na nebi,

cesty na zemi.


Du Alp, du Alp, du quälender Alp,

Tritt nicht zu meinem Lager

Bevor du nicht gezählt den Sand im Meer,

Die Sterne am Himmel,

Die Wege auf Erden. –


Eine Magd ward lange Zeit vom Alpe sehr gedrückt und kein Mittel wollte dagegen helfen. In der Nacht kam der Alp in Gestalt einer weißen Katze, welche, wenn die Schwester wach war, ihr das Bett herabzog; schlief sie aber, so sprang die Katze auf deren Brust und drückte sie. Ihr Bruder legt sich neben sie ins Kämmerchen, aber es half nichts und auch er wurde gedrückt, sobald die Schwester die Hand oder irgend ein Glied[210] ihres Körpers auf seinen Körper gelegt hatte. Endlich rieth ihr ein altes Weib, sie solle sich beim Schlafengehen ein Beil mit der Schärfe nach oben ins Bette zu Füßen legen und unter den Kopf ein Scheit Birkenholz, dann würde der Alp die Macht über sie verlieren. Wenn sie ihn erblicken würde, sollte sie sagen:


Můro morouci,

peklo horoucí,

přijd' si ráno pro oheň.


Du Alp du quälender,

Flammende Hölle,

Komm dir früh um Feuer.


So that die Magd und früh, als sie eben Feuer anmachte, erschien ein altes Weib aus der Nachbarschaft und bat um Feuer. Das Weib war längst schon als Hexe verschrieen. (Hauška, Časop. k.č. Mus. 1854, č. 526.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 210-211.
Lizenz:
Kategorien: