[220] ›O Żemîna,1 Blumenspendrin,
Wo pflanz ich das Rosenzweiglein?‹
»Pflanz es dort aufs hohe Berglein
An dem Meere, an dem Haffe.«
›O Żemîna, Blumenspendrin,
Wo denn sind ich Vater, Mutter,
Ich Verstoßne, Mitleidswerte?‹
»Geh dort auf das hohe Berglein,
An dem Meere, an dem Haffe.«
Aus dem Rosenstöcklein
Ward ein großes Bäumlein;
Aeste triebs bis in die Wolken.
Steigen werd ich in die Wolken
An des Rosenstockes Zweiglein.
Und ich traf den jungen Knaben
Auf dem Gottesrösslein.
›Ei du Knabe, ei du Reiter,
Sahest du nicht Vater, Mutter?‹
»Du mein Mädchen, meine junge,
Geh hin in der Niedrung Gegend,
Vater, Mutter rüsten jetzo
Dort die Hochzeit deiner Schwester.«
[220]
Und ich gieng hin in die Niedrung:
›Guten Tag mein Väterlein!
Guten Tag mein Mütterlein!
Warum habt ihr mich verstoßen
Klein schon unter fremde Leute?
Ich erwuchs zum großen Mädchen,
Ganz allein fand ich die Wiege
Wo ich mich als Kindchen freute.‹
1 | Erdgöttin. |