[214] 493. Die beraubte Schießeschlange.

Ein Mann hielt mit Kühen bei einem Moor. Da kam eine Schießeschlange dorthin trinken. Der Mann sah ihr nach, wie sie den Diamanten, den sie auf dem Kopfe trug, ablegte, sich im Moor badete und trank. Als die Schlange in der Mitte des Weihers war, lief der Mann hin, nahm den Diamanten, trieb eiligst die Kühe zusammen und nach Hause. Als die Schlange aus dem Wasser kam und den Diamanten nicht mehr fand, eilte sie dem Manne ins Dorf nach bis vor sein Haus. Der Mann schlug schnell die Türe zu; aber die Schlange gebärdete sich so wütend, daß allen im Hause bange wurde; denn sie hätte alles ums Leben gebracht. Der Mann warf den Diamanten zum Fenster hinaus, die Schlange nahm ihn ins Maul und entschwand.


N. Gonner

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 214.
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