[409] 863. Der Teufelsbanner zu Bissen.

Ein Seminarist aus Bissen, der für die Ferien in sein Vaterhaus zurückgekehrt war, gab auf die Frage, was er denn schon gelernt habe, zur Antwort, er habe als Exorzist die Macht erhalten, den Teufel zu bannen. Da bat der Vater den Sohn, ihnen doch den Spaß zu machen und den Teufel aus der Hölle heraufzubeschwören; worauf der Seminarist niederkniete und leise in einem Buch betete. Es dauerte nicht lange und drei Schläge erdröhnten an die Stubentür. Und sieh! beim dritten Schlag sprang ein seltsames Männlein durch eine Ritze herein. Anfangs lachte man über die winzige Gestalt; als aber das Männlein während des Gebetes immer größer wurde und schon die Größe eines ausgewachsenen Mannes erreicht hatte, bat man entsetzt den Seminaristen, durch sein Gebet den Teufel wieder wegzubannen. Doch o Schrecken! derselbe wuchs noch immer, schon waren Tür und Fenster zu klein, um ihm den Ausgang zu gestatten. In Angstschweiß gebadet, fuhr der Sohn in seinem Gebet fort, die ganze Familie fiel neben ihm auf die Kniee; so betete man stundenlang, um des bösen Geistes, der nicht mehr aus dem Hause weichen zu wollen schien, loszuwerden. Endlich begann er an Größe abzunehmen und als er zuletzt wieder zum winzigen Männlein zusammengeschrumpft war, verschwand er mit fürchterlichem Gebrause durch die Wand, nachdem er das ganze Haus mit Schwefelgestank erfüllt hatte.


J. Engling, Manuskript, 176

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 409.
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