234. Füchslein und Wirtstochter.

[160] Ein Wirtssohn war auf der Fuchsjagd. Es stellte sich ihm ein schönes Füchslein, und er zielte, aber jetzt schoss das Tier davon. Er ihm nach. Es stellte sich wieder, er nahm es aufs Korn, aber da floh es. So narrte es ihn eine Zeitlang. Endlich verleidete es dem Jäger, und mit den Worten: »Sä gang i Gottsnamä!« verliess er das Jagdrevier. Als er zuhause anlangte, kam ihm der Vater entgegen und sagte: »Spanne schnell an; du musst mit einer Herrschaft fahren, und unser Knecht hat ein Bein gebrochen.« Der Sohn gehorchte und fuhr mit der Herrschaft davon. Eines Abends, als sie wieder in einem Gasthause übernachteten, machte sich die Tochter des Hauses gar viel mit ihm zu schaffen; sie wusste es so einzurichten, dass sie immer um ihn war. Als schon alle zu Bette gegangen, setzte sie sich zu ihm und fragte vertraulich, wie es ihm an jenem Tage auf der Jagd ergangen sei. Er erzählte alles, und sie sagte: »Das Füchslein war ich. Ich war verurteilt, in Fuchsgestalt zu leben, bis jemand den Namen Gottes über mich ausspreche. Du hast mich errettet. Ich bin in guten Verhältnissen, wenn du willst, kannst du mich zur Frau haben.« Und sie heirateten einander wirklich.


Jos. Maria Epp, Maderanertal.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 160.
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