[280] In der Alp Urwängi hatten sie früher viel Schmalvieh, »G'schliëcht« sagt der Urner. Da war ein Geissbub, der ein Lämmchen, das auf dieser Alp zur Welt kam, über alle Massen lieb hatte. Wenn er morgens und abends nach altem Brauch Weihwaser nahm und sich besegnete, tat er solches auch seinem Schäfchen, ja eines Tages ging der Lappibub und taufte es sogar. Da wuchs es aber in kürzester Zeit zu einem Ungeheuer heran, das Menschen und Vieh beunruhigte und tötete. Sie holten einen Kapuziner, und dieser segnete die Alp und nahm das Ungeheuer mit und bannte es in das Seeli zu Geissweg. Dort muss es bleiben und kann nicht schaden; nur gegen die Schwandenfluh, auch Teufelsmünster genannt, darf es von Zeit zu Zeit ausfahren und im Tobel daselbst wüten. »Mein Bruder, als er zu Häusern ob Sisikon diente, hat es oft als grosses, grünes Licht gesehen durch das Teufelsmünster hinauffahren.«
Karl Zwyssig, Seelisberg, 37 J. alt.