1282. Der Golddrache in Unterschächen.

[174] Oberhalb Unterschächen in einer Berghöhle am Eingang in das Brunnital, an der jähen Ostwand des Tales, hat vor Zeiten ein Drache gehaust. Er fuhr fleissig aus und glich exakt einer entasteten, feurigen Tanne, ist aber seit vielen[174] Jahren nicht mehr gesehen worden. Man glaubt aber, er werde wieder zum Vorschein kommen. »Syg-er dinnä solang as er well, einisch chund-er sicher wider virä.«


K. Gisler, 75 Jahre alt.


In der Nähe dieser Drachenwohnung ist noch eine zweite Höhle zu finden, in der sich, wie ein fahrender Schüler die Unterschächner belehrte, eine Goldader befinden soll, die sich in grosser Mächtigkeit bis unter die Alp Trogen hineinziehe. Vor einigen Jahren versuchten etliche kühne Gesellen, von oben herunter in die Höhle zu gelangen, indem sie sich an Seilen herunterliessen. Die Goldsucher aber mussten unverrichteter Dinge wieder heimziehen, denn der überhängende Felsen erlaubte ihnen trotz allen Probierens und Versuchens nicht, zur Höhle zu gelangen.


Mitgeteilt: Blasius Imhof.


Ein Erzähler aus Unterschächen will auch einen feurigen Drachen gesehen haben. Aus seiner Beschreibung geht unverkennbar hervor, dass es ein Meteor gewesen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 174-175.
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