Umber (Umbrina cirrhosa)

[75] Ein ebenso schöner wie vorzüglicher Fisch, der Umber (Umbrina cirrhosa und vulgaris, Sciaena cirrhosa und cestreus, Perca umbra, Johni us cirrhosus, Chilodipterus cyanopterus, Coracinus boops), hat die Merkmale der Rabenfische, trägt aber noch eine Warze an der unteren Kinnlade und ist deshalb zum Vertreter der Wärzer (Umbrina) erhoben worden. Seine Grundfärbung ist ein angenehmes Hellgelb; die Zeichnung besteht aus schiefen, von unten und vorn nach oben und hinten verlaufenden Längslinien, welche eine silberweiße, in der Rückengegend aber eine blaue Färbung haben; der Bauch ist weiß, die erste Rückenflosse braun, die zweite Rückenflosse auf gleichfarbigem Grunde einmal weiß gebändert und weiß gesäumt; die Brust-, Bauch- und die Schwanzflosse sehen schwarz aus; die Afterflosse ist roth. In der ersten Rückenflosse zählt man zehn, in der zweiten zweiundzwanzig, in der Brustflosse siebzehn, in der Bauchflosse einen und sechs, in der Afterflosse zwei und sieben, in der Schwanzflosse siebzehn Strahlen. An Länge erreicht der Umber sechsundsechzig Centimeter und darüber, an Gewicht zehn bis funfzehn Kilogramm und mehr. In allen Gegenden des Mittelmeeres schätzt man diesen vortrefflichen Fisch sehr hoch, weniger seiner prächtigen Färbung als seines ausgezeichneten weißen und höchst schmackhaften Fleisches halber. Er hält sich in mäßiger Tiefe auf, bevorzugt schlammigen Grund, schwimmt höchst zierlich, nährt sich von kleinen Fischen und Weichthieren, Würmern, wie behauptet wird, auch von Seegras, und laicht im Juni und Juli.


Meerrabe (Corvina nigra) und Umber (Umbrina cirrhosa). 1/6 natürl. Größe.
Meerrabe (Corvina nigra) und Umber (Umbrina cirrhosa). 1/6 natürl. Größe.

Man fängt ihn während des ganzen Jahres, namentlich in der Nähe von Flußmündungen, am häufigsten, wenn Gewitter das Wasser der Flüsse getrübt hat. Geßner behauptet, daß er sehr furchtsam sei: »in der forcht so thörecht, daß er so seinen kopff in ein spalt oder schrunden zwischen die stein, oder vnder das kraut verbirgt, so vermeint er, er habe [76] sich gantz verschlossen, gleich wie die kind, so sie jre augen verhalten, vermeinen, man sehe sie nit, werden auß der vrsach von den fischern leichtlich mit den händen gefangen«. Unser Forscher bezieht die Geschichte von dem edlen Tamisio auf den Umber, erzählt sie aber in so urwüchsig derber Weise, daß ich vorgezogen habe, der Zimperlichkeit einzelner meiner Leser Rechnung zu tragen, anstatt Geßners Worte wiederzugeben.


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Reiter (Eques lanceolatus). 1/5 natürl. Größe.
Reiter (Eques lanceolatus). 1/5 natürl. Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 75-77.
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