Erlister (Epibulus insidiator)

[170] In den indischen Meeren kommt ein Lippfisch vor, welcher sich von allen übrigen dadurch unterscheidet, daß er seine Schnauze röhrenförmig verlängern und weit vorstrecken kann. Dies geschieht mit Hülfe der Zwischenkiefer und Kinnladen, welche durch Muskeln vorgeschnellt und zurückgezogen werden können. Kleine Zähne, in deren Mitte zwei größere, gerade, kegelförmige stehen, bewehren das Maul; große Schuppen bekleiden Kopf und Leib; die Kiemenhaut hat fünf Strahlen. Die einzige bis jetzt bekannte Art der Sippe ist der Erlister (Epibulus insidiator, Sparus insidiator), Vertreter der Sippe der Betrügerfische (Epibulus). Seine Länge beträgt fünfundzwanzig bis dreißig Centimeter. Die Färbung ist auf dem Rücken roth, an den Seiten auf gelbem Grunde grünlich schimmernd, weil die Schuppen grüne Ränder haben; Rücken- und Afterflosse sind gelb, grün gewellt, die übrigen gelblich.


Erlister (Epibulus insidiator). 1/3 natürl. Größe.
Erlister (Epibulus insidiator). 1/3 natürl. Größe.

Die erstere spannen neun und funfzehn, die Brustflosse elf, die Bauchflosse sechs, die Afterflosse elf, die tief ausgeschnittene Schwanzflosse ebenfalls elf Strahlen. Früher wollte man beobachtet haben, daß der Erlister seine röhrenförmige Schnauze nach Art der Spritzfische benutze, um kleine, an Felsen und Gesträuchen über dem Wasser hängende Beutethiere herabzuschleudern; gegenwärtig ist man der Ansicht, daß er, zwischen Seepflanzen verborgen, auf herankommende kleine Fische lauert und, wenn dieselben in die rechte Nähe gekommen, plötzlich die Mundröhre ausdehnt und so mit selten fehlender Sicherheit sie erschnappt. Uebrigens ist uns die Lebensweise des Thieres noch gänzlich unbekannt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 170.
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