Wittling (Gadus merlangus)

[180] Vertreter der Merlane oder bärtellosen Schellfische, welche man zu einer besonderen Untersippe (Merlangus) erhoben hat, ist der Wittling oder Weißling (Gadus merlangus, Merlangus vulgaris; Abbildung auf Seite 176), ein Fisch von dreißig bis vierzig Centimeter Länge, dessen Gewicht nur in seltenen Fällen bis zu drei Kilogramm ansteigt, und blaß röthlichbrauner, ins Aschgraue spielender Färbung, welche auf den Seiten und dem Bauche in Silberweiß übergeht, ausgezeichnet noch durch dunkle Flecke an der Wurzel der Brustflossen. Die erste Rückenflosse spannen dreizehn, die zweite neunzehn, die dritte achtzehn, die Brustflosse zehn, die Bauchflosse sechs, die erste Rückenflosse einunddreißig, die zweite zwanzig, die Schwanzflosse dreißig Strahlen.

In den westeuropäischen Meeren ist der Wittling nirgends selten; in der Nord- und Ostsee tritt er minder häufig auf, wie er überhaupt an Geselligkeit weit hinter seinen bisher beschriebenen Familienverwandten zurücksteht. Nach Norden hin scheinen die Orkaden sein Verbreitungsgebiet zu begrenzen; nach Süden hin kommt er bis an die Küste Portugals vor. In den großbritannischen Gewässern trifft man ihn zuweilen in beträchtlicher Anzahl, obschon verhältnismäßig einzeln. Während der Fortpflanzungszeit, welche in die Monate Januar und Februar fällt, vereinigt auch er sich zu zahlreicheren Scharen und nähert sich dann bis auf eine halbe Seemeile der Küste. Seine Nahrung besteht aus Krustern Würmern und kleinen Fischen bis zur Größe des Pilchard; letzterem zu Gefallen verläßt er selbst seine Lieblingsplätze, sandige Gründe. Der Fang geschieht ebenfalls [180] hauptsächlich mit der Leine, seltener mit Netzen, und gilt für sehr einträglich, weil das ausgezeichnete, an Güte das jedes anderen Schellfisches übertreffende, höchst schmackhafte und leicht verdauliche Fleisch mit Recht hoch geschätzt wird. Bei reichlichem Fange trocknet man auch Wittlinge; hierdurch verliert das Feisch aber in noch höherem Grade als das des Kabeljau an Geschmack und findet dann höchstens noch in den Schiffern, wenn auch nicht Liebhaber, so doch Esser.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 180-181.
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