Köhler (Gadus virens)

[181] Eine zweite Art der Untersippe, ihrer dunklen Farbe wegen der Köhler (Gadus virens, carbonarius, collinus und Sey, Merlangus virens und carbonarius) genannt, gehört mehr den nördlichen Meeren an, obwohl er auch noch in dem Atlantischen Weltmeere, der Nordsee und selbst in der Ostsee gefunden wird. Um Island, Grönland und Finnland ist er nicht selten, bei Spitzbergen, wenn auch nicht der einzige, so doch einer der hervorragendsten und häufigsten Fische. In westlicher Richtung verbreitet er sich bis an die Küsten der Vereinigten Staaten. Zu seinem Aufenthaltsorte wählt er sich, laut Couch, am liebsten felsigen Grund in nicht allzu großer Tiefe, Klippen, welche von den Wogen umtobt werden; denn er pflegt sich, wie manche Raubfische, an einer geschützten Stelle aufzustellen, den Strom genau zu beobachten und auf jeden versprechenden Gegenstand, gleichviel ob derselbe lebend oder todt, hervorzuschießen. Thomson fand in dem Magen des Köhlers hauptsächlich Kruster, gelegentlich auch Muschelthiere, während der Laichzeit kleinerer Fische, insbesondere der Häringe, fast ausschließlich diese. Seine Laichzeit fällt in die Monate December bis Februar; ausgeschlüpfte Junge sieht man im Mai und Juni.

Das Fleisch des Köhlers steht an Güte hinter dem anderer Schellfische weit zurück; namentlich das der alten Fische wird sehr wenig geschätzt, deshalb auch regelmäßig gedörrt oder eingesalzen. Junge Fische dieser Art behalten die Nordländer für sich, insbesondere diejenigen, welche vom Oktober bis zum December gefangen werden. Die größeren, noch immer schmackhaften, werden billig an ärmere Küstenbewohner verkauft, weil der Fang leicht und lohnend ist – so lohnend, daß vier Fischer binnen wenigen Stunden vierundzwanzig Centner erbeutet haben.

In den Seewasserteichen gewöhnen die Köhler bald ein, schwimmen langsam und majestätisch hin und her, bis ihre Futterstunde schlägt, schlingen das ihnen vorgeworfene gefräßig hinab und lernen, daß ihnen zuthunliches Betteln zu einem Ueberflusse an Nahrung verhilft, kommen deshalb regelmäßig an die Ufer und nehmen dem Pfleger das ihnen zugereichte Futter aus der Hand.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 181.
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