Leng (Molva vulgaris)

[185] In den nördlichen Meeren vertritt unsere Quappe der Leng (Molva vulgaris, Gadus molva, Lota molva, Asellus longus), ein jener sehr ähnlicher, nur durch die Anordnung der Zähne und die Flossenstrahlen unterschiedener, zum Vertreter einer gleichnamigen Sippe (Molva) erhobener Fisch von einem bis zwei Meter Länge und bis fünfundzwanzig Kilogramm Gewicht, welcher auf dem Rücken und den Seiten grau, ölgelb schimmernd, auf dem Bauche weiß gefärbt und durch die licht gerandeten dunklen Flossen sehr ausgezeichnet ist. Die erste Rückenflosse spannen funfzehn, die zweite fünfundsechzig, die Brustflosse funfzehn, die Bauchflosse sechs, die Afterflosse siebenundneunzig, die Schwanzflosse neununddreißig Strahlen.

Der Leng, ein Bewohner des Eismeeres, der Nord-und Ostsee, der längste seines Geschlechtes, gehört zu den werthvollsten Fischen der nördlichen Meere und ist namentlich für die Bewohner der Shetlands- und Orkneyinseln, Islands und Norwegens von größter Bedeutung. Er hält sich gewöhnlich in beträchtlicher Tiefe auf und stellt hier Krebsen und Fischen nach, insbesondere solchen, welche auf dem Grunde liegen, wie Schollen, Knurrhähnen und dergleichen, nähert sich aber in den Frühlingsmonaten der Küste, um zu laichen, und gibt dann Gelegenheit zu einem höchst einträglichen Fange. An der Küste von Cornwall erbeutet man die meisten im Januar und Februar, [185] und zwar hauptsächlich an den Rändern felsiger Meeresgründe; in Shetland fällt die beste Fangzeit zwischen die Monate Mai und August. Der Fang selbst ist höchst einfach, weil der Leng, einer der gefräßigsten Fische, nach allem schnappt, was Leben hat oder solches zu haben scheint. Ein guter Theil der Beute wird frisch verbraucht, der übrige ganz in derselben Weise wie der Kabeljau zu Stockfisch, Klippfisch und Laberdan zubereitet, aus der Leber Thran gewonnen.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 185-186.
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