Seefuchs (Alopecias vulpes)

[374] Schon Geßner beschreibt unter dem Namen Seefuchs einen Hai, welcher »hinden an den schwantz die oberfäckten sehr lang hat auffgestreckt«, und fügt diese Worte hinzu: »Gleicher gestalt als der jrdische Fuchß das listigste Thier geachtet wirt, also sollen auch diese fisch sondere listigkeit an jnen haben. Dann ab dem aaß der angel hat er ein abscheuwen vnd so er jn gefressen, so scheußt er der schnur nach, vnd beißt dieselbig ab, also daß zu zeiten drey oder vier ängel in seinem bauch gefunden werden«. Der Seefuchs oder Drescher (Alopecias vulpes, Squalius vulpes und alopecias, Carcharias vulpes) zeichnet sich in der That durch die außerordentliche Länge des oberen Lappens der Schwanzflosse wesentlich aus und gilt daher mit Recht als Vertreter einer besonderen Sippe, der Fuchshaie (Alopecias). Der Vorderleib ist verhältnismäßig überaus kräftig, die erste Rückenflosse hoch und sichelförmig, die Brustflosse ähnlich gestaltet und noch größer, die zweite Rücken-, Bauch- und Afterflosse dagegen sehr klein, die Schnauze kurz und kegelförmig; Spritzlöcher sind vorhanden, aber so klein, daß sie oft übersehen wurden, die Nasenlöcher ebenfalls klein, an ihrem oberen Rande mit einem kurzen Lappen versehen, die Kiemenspalten kurz wie bei den Menschenhaien. Das Gebiß besteht aus dreikantigen, glattrandigen Zähnen, welche sich in drei bis vier Reihen ordnen und in den vorderen gerade stehen, während die übrigen etwas nach auswärts oder seitwärts sich neigen; die kleinen Schuppen sind dreikantig usw. An Länge erreicht der Drescher fünf Meter und darüber, wovon der obere Schwanzlappen jedoch fast die Hälfte wegnimmt. Rücken und Seiten sind dunkelblau gefärbt, die unteren Theile weiß getüpfelt und gefleckt.

Im Mittelländischen Meere gehört der Drescher unter die häufigeren Arten seiner Unterordnung; im Atlantischen Weltmeere scheint er ebenfalls nicht selten zu sein; an den britischen Küsten zeigt er sich gelegentlich. Den bezeichnenden Namen führt er von der Art und Weise seines Angriffes auf andere Seethiere. Er bedient sich hierbei nämlich weniger seines Gebisses als seines langen Schwanzlappens, mit welchem erkräftige, weitschallende Schläge austheilt. »Nicht ungewöhnlich ist es«, sagt Couch, »daß ein Drescher einer Herde von Delfinen sich nähert, wel che in geträumter Sicherheit jagend dahinzieht, durch einen einzigen Schlag des Dreschers aber, und wäre derselbe auch nur gegen das Wasser gerichtet, die Flucht ergreift, wie Hasen vor dem Hunde.« Daß sich der Drescher auch an größere Wale wagen und zuweilen mit dem Schwertfische gemeinschaftliche Sache machen soll, ist bereits (Seite 120) erwähnt worden.

Ueber die Fortpflanzung finde ich keine Angabe. Fang und Nahrung bedürfen keiner besonderen Beschreibung.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 374-375.
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