Zwölfte Ordnung: Die Neunaugen[397] (Hyperoartia)

Vergleichung der echten Knorpel- und Knochenfische läßt es fraglich erscheinen, welcher von diesen beiden Hauptabtheilungen der Klasse ein höherer Rang gebührt. Anders verhält es sich mit den Rundmäulern. Knorpelfische sind auch sie; aber sie stehen auf einer so tiefen Stufe der Entwickelung, daß man sie eben nur unter die niedersten Fische und Wirbelthiere überhaupt zählen kann. Sie kennzeichnen äußerlich der wurmförmige, fast gleichmäßig dicke Leib, die derbe, schleimige, aber schuppenlose Haut und die gänzliche Verkümmerung aller paarigen Flossen sowie innerlich vollkommen knorpeliges, rippenloses Gerippe, welches eigentlich nur aus der einfachen Wirbelsaite und einem Kopftheile besteht. Der Schädel zeigt die Bildung eines Keimlinges, weil man die verschiedenen Abtheilungen noch nicht wahrnehmen kann; demgemäß fehlen auch die Kiefer, und bemerkt man anstatt ihrer nur einige Knorpel, welche die Lippen stützen. An der vorderen Spitze des Schädels befindet sich die Nasenöffnung, welche sich nach hinten in einen röhrenförmigen, geschlossenen Sack fortsetzt. Das weite, trichterförmig nach hinten verengte Maul wird von kreisrunden Lippen umgeben und trägt auf der inneren Fläche derselben kleine, spitzkegelige Zähne oder richtiger, hornartige Verdickungen der Schleimhaut, welche die Stelle der Zähne vertreten. Am hinteren, trichterförmigen Ende des Maules öffnet sich der Schlund und verläuft, ohne sich in Magen, Dünn- und Dickdarm zu zergliedern, einfach und gerade bis zum After. Eine Leber ist noch vorhanden; Milz und Speicheldrüse scheinen zu fehlen. Die Geschlechtswerkzeuge bilden eine an die Wirbelsaite geheftete Krause; Samen und Eier entleeren sich aus ihnen in die Bauchhöhle und durch mehrere neben dem After befindliche feine Oeffnungen nach außen. Verhältnismäßig wohl ausgebildet ist das Herz, welches einen deutlichen zweiklappigen Arterienstiel besitzt. Zu beiden Seiten des Schlundes liegen die Kiemen, welche mit jenen entweder durch ebenso viele Löcher als Kiemenblasen verbunden sind, oder durch eine gemeinsame, vorne in den Schlund geöffnete Röhre in Verbindung stehen und nach außen hin einzeln oder jederseits zusammen in einem längeren Schlauche münden. Bedeutsam für die Stellung der hierher gehörigen Fische ist der Umstand, daß man bei ihnen eine wirkliche Verwandlung beobachten kann.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 397.
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