Spargelfliege (Platyparea poeciloptera)

[480] Von den zahlreichen Arten, welche sich durch netzartig oder sonstwie zierlich gezeichnete, bisweilen auch durchaus dunkle Flügel, durch eigenthümliche Bildung ihrer dreigliederigen Fühler oder die Gestalt des Kopfes auszeichnen, wollen wir nur der hübschen Bohrfliegen (Trypetinae) gedenken, bei welchen der weibliche Hinterleib in eine lange, gegliederte Legröhre ausläuft, womit sie ihre Eier in die verschiedensten Theile lebender Pflanzen, wie z.B. an den Fruchtboden der Disteln und anderer Korbblümler, legen, damit sich die Larven von deren Samen ernähren. Neuerdings hat die Made der Spargelfliege (Platyparea poeciloptera) stellenweise die Aufmerksamkeit der Gärtner auf sich gezogen. Bald nach dem Erscheinen der ersten Keime genannter Pflanze, also anfangs Mai, stellt sich die Fliege ein und legt ihre Eier zwischen die Schuppen des Spargelkopfes. Nach vierzehn bis einundzwanzig Tagen, je nach der Witterung, kriechen die weißen Maden aus und fressen sich von oben herab durch den Stengel bis auf dessen unteren holzigen Theil. Diese Wanderung ist nach etwa vierzehn Tagen beendet und die Made dann in der Länge von 6,5 Millimeter erwachsen und zur Verpuppung reif. Diese beginnt also Mitte Juni und ist bis Ende genannten Monates bei allen Fliegen erfolgt, deren bis acht und mehr in einem Stengel sitzen können.


Spargelfliege (Platyparea poeciloptera), Weibchen und Männchen, vergrößert.
Spargelfliege (Platyparea poeciloptera), Weibchen und Männchen, vergrößert.

Die von Maden bewohnten Spargelpflanzen zeigen sehr bald ein krüppelhaftes, meist oben gebogenes Wachstum und werden gelb und faulig, noch ehe die Verpuppung vollendet ist. Das Tonnenpüppchen, an den äußersten Enden schwarz, sonst ziemlich glänzend bräunlichgelb, erscheint am Rücken etwas gewölbter als am Bauche. Das Hinterende trägt ein ankerartiges, kurzes Doppelhäkchen, das vorn mehr oder weniger gerade abgestutzte Vorderende ist etwas runzelig eingeschnürt. Im nächsten Frühjahre stößt die Fliege eine Schuppe in der Nackengegend los und kommt zum Vorscheine. Dieselbe erreicht die Größe unserer Stubenfliege kaum, ist am Kopfe, an den Brustseiten und Beinen glänzend braunroth, das Gesicht mit den Backen, Mundtheilen und Fühlern am hellsten, mehr rostgelb. Das Brustschild ist zart graulich bereift, von drei schmalen, mehr oder weniger deutlichen, schwarzen Längsstriemen durchzogen, das Schildchen glänzend schwarz, der Hinterleib bräunlich schwarz, an den Hinterrändern der Ringe grau, bei dem Weibchen zugespitzt und tief schwarz, die Legröhre dagegen rostgelb, bei dem Männchen stumpf, im ganzen Verlaufe walzig. Die an der Spitze sehr stumpfen und gerundeten, im letzten Dreiviertel ihrer Länge fast gleichbreiten Flügel sind gleichfalls bräunlichschwarz und glashell in der zackigen Anordnung, wie sie unsere Abbildung erkennen läßt. Was den Aderverlauf anlangt, so ist die erste Längsader doppelt, weit vorn verschwindet ihr Vorderast, die vierte vorn gebogen, die beiden Queradern nähern sich sehr, die kleine liegt hinter der Mitte der Mittelzelle. Der Kopf ist breiter als das Brustschild, hat eine breite, an den Fühlern etwas vorgezogene Stirn und schwarze Borsten auf ihr. Die herabhängenden Fühler enden in ein etwas zugespitztes, elliptisches Glied mit nackter Rückenborste. Die eher plump als schlank zu nennenden Beine tragen gleich den Hinterleibsseiten einige schwarze Borstenhaare. Die Länge beträgt 4,5 bis 5,17 Millimeter.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 480.
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