Eichenschrecke (Meconema varium)

[557] Das schlanke, gelbgrüne Thierchen, welches wir rechts auf unserem Bilde in beiden Geschlechtern erblicken, hält sich nur auf Eichbäumen auf, weshalb ich es die Eichenschrecke nennen möchte; bei den Entomologen heißt es Meconema varium und hat keinen zweiten Gattungsgenossen. In hiesiger Gegend ist es sehr gemein und wird als Larve ziemlich früh im Jahre angetroffen. Es zeigt, wie alle Laubheuschrecken, eine gewisse Trägheit und Schwerfälligkeit. Ich sah es nie fliegen. Bei Erschütterung der von ihm bewohnten Bäume fällt es herab, ohne die Flügel während der Luftfahrt in Anspruch zu nehmen, auch hörte ich es nie zirpen, was es vielleicht nur oben im grünen Laubdache thun mag, häufig genug kriecht es aber an den Stämmen auf und nieder. Einmal beobachtete ich, und zwar am 15. Oktober, wie das Weibchen seine stark gekrümmte Legscheide zwischen Rindenschuppen tief eingesteckt hatte, um Eier zu legen, ein andermal erzog ich im Frühjahre eine Larve aus im Herbste eingetragenen, von ihren rechtmäßigen Bewohnern verlassenen Gallen der Schwammgallwespe. Die Eichenschrecke eröffnet eine lange Reihe solcher Arten, deren Fühler zwischen den Augen, an der Spitze der Stirn sitzen, und deren Gehörgruben einen elliptischen Umkreis haben; die genannte Art zeichnet überdies eine wehrlose, vorn gestutzte Brust und ein stumpfer Stirnzapfen aus.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 557.
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