Schnakenwanze (Berytus tipularius)

[613] Bei Betrachtung der Schnakenwanze (Berytus tipularius), jenes ungemein schlanken und zartbeinigen Thierchens (Fig. 3) von lichtgrauer Färbung, welche an den Außenrändern und fünf Pünktchen der Flügeldecken wie an den verdickten Knien und dem Endgliede der Fühler dunkler ist, findet sich scheinbar wenig Uebereinstimmung mit der Saumwanze, und doch besteht ein charakteristischer Unterschied beider nur im anderen Längenverhältnisse des zweiten und dritten Fühlergliedes; jenes ist nämlich hier bedeutend länger als dieses. Man sieht an diesem einen Beispiele, wie schwierig es ist, die Randwanzen in scharf begrenzte Gattungen einzutheilen, wenn sich an zwei so verschieden gestalteten, wie die vorliegenden, so wenig Abweichendes in den wesentlichen Merkmalen auffinden läßt. Die hübsche Schnakenwanze treibt sich, wie noch einige andere nahe verwandte Arten unter Heuhecheln, Wachholder, Heidekraut und anderem niedrigen Gesträuche umher und scheint durch ihre langfadenförmigen Beine im schnellen Fortkommen eher behindert als gefördert zu werden; denn sie ist träge und läßt sich leicht ergreifen.

Um auch einen Begriff von einer der ausgezeichneten heißländischen Formen zu geben, wurde auf dem rechten Vordergrunde des Gruppenbildes »Ausländische Zirpen« der Diactor bilineatus (Lygaeus bei Fabricius), zu deutsch »der zweilinige Bote«, vorgeführt. Der metallisch grüne Körper ist mit gelben Zeichnungen reichlich verziert; die Beine sind gelb, die blattartigen Erweiterungen der Hinterschienen auf braunem Grunde gelb gefleckt und die Flügeldecken braunschwarz. Das insektenreiche Südamerika ernährt auch diese schöne Art.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 613.
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