3. Sippe: Creseis

[327] Verlängerte Gehäuse mit weiter Oeffnung und ohne Seitenschlitz besitzen Cleodora und Creseis. Die Schale der ersteren ist kantig, die der letzteren drehrund. Ihr Mantel hat nur einige wenige Fortsätze, welche sich aber nicht über die Schale schlagen. Auf den kurzen, im Nacken des Thieres sich erhebenden Fühlern sitzen punktförmige Augen.

»Die Eier der Pteropoden aus der Gruppe der Hyaleaceen werden in einfache glashelle Schalen gelegt, welche zwei- bis dreizehntel Linie Durchmesser und eine oft bis zu mehreren Zollen [327] sich erhebende Länge besitzen. Die Schnüre selbst werden nicht nach Art anderer Meergastropoden an feststehende Körper, wie Steine, Seepflanzen usw., befestigt, sondern bleiben, wenn sie gelegt sind, dem Spiele der Fluten überlassen, wo sich die Embryonen entwickeln, um sogleich nach Verlassen der Eierschnur die pelagische Lebensweise der Eltern fortzusetzen.« Es gelang Gegenbaur während seines Aufenthaltes in Messina, mit der im December beginnenden kühleren Jahreszeit bei täglicher Erneuerung des Wassers längere Zeit hindurch eine Anzahl Pteropoden in Glasgefäßen zu halten, die ihn immer reichlich mit Eierschnüren versorgten. Dadurch ließ sich feststellen, daß Hyalea tridentata binnen zwei Tagen gegen zweihundert Eier legte, Hyalea gibbosa sechzig bis achtzig, ebensoviele ein paar Cleodoren. Nachdem der Embryo sich vorn mit einer Wimperschnur umgeben und hinten eine feine Schale abgesondert hat, durchbricht er am siebenten oder achten Tage seiner Entwickelung seine specielle Eihülle und sucht sich, in der engen Röhre der Eierschnur auf und ab wirbelnd, seinen Ausweg ins Freie, um dort sein Schwärmstadium als Larve zu beginnen. Der Wimperkranz am Vordertheile wird allmählich oval und erhält zwei Einbuchtungen, wodurch zwei Lappen entstehen, die uns schon bei anderen Gasteropoden als die Segellappen bekannt geworden sind. Sehr ausgebildet ist das Segel bei den oft in unzählbaren Mengen im Meere beisammen befindlichen Larven der Creseis, gebildet durch zwei tief eingebuchtete Lappen.


Larve der Hyalea gibbosa. Stark vergrößert.
Larve der Hyalea gibbosa. Stark vergrößert.

Die Familie der Cymbuliaceen ist abgegrenzt durch die Ausdehnung der mit breiter Basis entspringenden Flossen sowie durch den Besitz einer flachen, aus durchsichtiger Substanz gebildeten inneren Schale, welche im normalen Zustande von einem dünnen Mantellappen vollständig bedeckt ist; derselbe ist aber so äußerst zart und zerreißbar, daß nur selten vollständig gut erhaltene Exemplare zu bekommen sind. Meist geht während des Einfangens ein Theil dieser Schalenhülle verloren, streift sich in Fetzen ab, und dann bewirken einige kräftige Flossenbewegungen eine weitere Ablösung, die bald eine gänzliche Trennung des Thieres von seiner Schale nach sich zieht. Dies geschieht um so leichter, als der eigentliche Körper zwar in der Schalenhöhlung liegt, jedoch ohne jede weitere Befestigung. Die durchgehends glashelle Schale selbst ist wie ein weicher Knorpel und gehört nach ihrer chemischen Beschaffenheit in die Reihe der chitinhaltigen Körper, welche zwar vorzugsweise bei den Gliederthieren auftreten, jedoch auch hier und da bei den Würmern, Weichthieren und anderen niederen Thieren auftauchen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 327-328.
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