Vorwort

Nach dem Wunsche des verewigten Verfassers dieser Autobiographie schicke ich als sein vieljähriger Freund und in dankbarer Erinnerung an das, was er mir und vielen andern gewesen ist, derselben einige Worte voraus.

Es war nach einem an Erfahrung sehr reichen und in einer durchaus wohltätigen Wirksamkeit hingebrachten Leben die Aufgabe, die sich der Verewigte noch in den letzten Jahren desselben machte, durch eine gewissenhafte Darstellung dessen, was er getan und erfahren, wie auch dessen, was er gewollt und was er als Ergebnis vielfältigen Nachdenkens gefunden hatte, auch noch dem nachfolgenden Geschlechte nützlich zu sein und zugleich eben damit seinen zahlreichen Freunden ein, wie er hoffen durfte, wertes Vermächtnis zu hinterlassen. Diese seine Freunde und alle, die den Arzt und den Menschen in ihm geschätzt haben, werden ihn in dem, was er von sich selbst schreibt, ganz wiedererkennen: Es liegt nicht allein sein äußeres, sondern auch sein inneres Leben hier mit voller Klarheit dargestellt vor unserm Blicke. Auch die, welchen der verewigte Verfasser persönlich unbekannt geblieben ist, werden in seiner Darstellung die Sprache derjenigen Wahrheitsliebe erkennen und achten, die den mit sich selbst einigen und in seinem Streben konsequenten Geist verrät und die auch für die Bekenner abweichender und entgegengesetzter Prinzipien immer ihren Wert behält. Als das Werk eines Geistes, welcher sich nach allen Seiten hin auszubilden suchte und für alles Menschliche einen offenen, bis in seine letzte Zeit fast jugendlichen Sinn behielt, mußte diese Biographie auch ganz und unverkürzt dem Publikum übertragen werden. Es war weder ein Recht noch eine Verpflichtung vorhanden, andere Ansichten auf ein Buch anzuwenden, dessen Verfasser damit nur ein Bild[5] von sich geben wollte. Übrigens werden die hier zum erstenmal gedruckten 18 Briefe von Schiller an Hoven, es wird die aufrichtige Hochachtung, die der große Dichter für des Verfassers Geist an den Tag legt, noch ein weiteres Zeugnis dafür abgeben, daß das Leben und Streben des Mannes in weitern Kreisen bekannt zu werden verdiene.


Nürnberg, im Mai 1840


Dr. Merkel

Quelle:
Hoven, Friedrich Wilhelm von: Lebenserinnerungen. Berlin 1984, S. 5-6.
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