Bindschedler-Boesch, Nina

[71] *Bindschedler-Boesch, Nina, Ebnat, Kanton St. Gallen, Schweiz. Geboren den 22. Juli 1852 in Ebnat, verheiratete sie sich im Jahre 1876 an einen Arzt, mit dem sie aber in keiner glücklichen Ehe lebte und zwar in Iknau, Zürich, Winterthur und dann eine zeitlang in Amerika. 1885 kehrte sie jedoch mit ihren vier Kindern nach ihrer Heimat zurück, den lieblosen, leichtsinnigen Gatten zurücklassend, 1894 starb er dortselbst. Von ihrer Familie liebevoll empfangen, kaufte der Vater ihr ein idyllisches Heim, in welchem sie ganz ihren Kindern und ihrer Muse lebt. Obwohl frühzeitig dichterisch veranlagt, hat die unglückliche Ehe diese Neigung wenig gefördert. Erst in der wiedergewonnenen Heimat, im Kreise ihrer gutgeratenen Kinder, lieben Verwandten und litterarisch bedeutenden Persönlichkeiten erwachte ihr Genius und bekam Schwingen. 1886 veröffentlichte sie die ersten Sprösslinge ihres dichterischen Talentes. Sie selbst schreibt: »ohne Versfüsse zu kennen, ohne je an irgend eines meiner Gedichte den Versfuss so oder so angelegt zu haben, sind etwa 60 Gedichte in verschiedenen Tagesblättern und Zeitschriften der Schweiz zum Abdruck gebracht worden. Nie wurde mir eines derselben refusiert oder benörgelt.« Auch verschiedene Prosa in mundartlicher und hochdeutscher Sprache veröffentlichte sie. Eine Anzahl Gedichte religiösen, lyrischen und patriotischen Inhalts harren der Erlösung aus ihrem Schreibfach. Verschiedene ihrer Dichtungen sind in Musik gesetzt worden, u.a. »Wiegenlied« von Musikdirektor Füllekruss in Marburg, »Der Bua an Dianderl« von Thomas Kochat in Wien. Alle ihre Arbeiten sind mit dem Mädchennamen Nina Boesch gezeichnet.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 71.
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