Lesser-Kiessling, Anna

[496] *Lesser-Kiessling, Anna, Wien IX, Bergstrasse 20, geboren zu Berlin den 26. Dezember 1842, lebt jetzt in Wien, wo sie vor 10 Jahren die volkstümlichen akademischen Kammermusikkonzerte des ersten »Wiener Volks-Quartetts« gründete und 8 Jahre mitleitete. Sie schrieb kunstkritische und biographische Artikel; hielt Vorträge, in welchen sie die »Frauenfrage« behandelte. In Darmstadt, wo sie den Verein »Sonntagsruhe«, die »Kinderarbeitsschule« und die erste »Fliegende Ferienkolonie für arme Schulmädchen« gründete, drei Jahre allein leitete und für letztere durch Vorträge und Zeitungsartikel in ganz Deutschland Propaganda machte, veranlasste A. L. den damaligen preussischen Minister, die Gründung der Gesellschaft des weissen Kreuzes zu unternehmen. Gelegentlich der Überschwemmung im Grossherzogtume Hessen gelang es ihr durch energisches Eingreifen dem bedrohten Dorfe Leheim Hilfe zu schaffen. In den achtziger Jahren hielt A. L.-K. in Deutschland, Holland, Schweiz und Österreich Vorträge über die Sittlichkeitsfrage, die sie in einem gegen sie angestrengten Prozesse vor dem Staatsanwalt des Schöffengerichts zu Darmstadt selbst verteidigte und ihre, sowie die Freisprechung der mit ihr angeklagten Gräfin Guilleaume-Schack bewirkte. Im Jahre 1885 eröffnete A. L.-K. den Vegetarianerkongress zu Wien mit einem Vortrage. Seit ihrer Erblindung, April 1896, schreibt sie Dramen, Novellen, Feuilletons.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 496.
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