Ottzenn, Bertha

[110] *Ottzenn, Bertha, Tilsit, Fabrikstrasse 41I, ist am 22. März 1852 zu Darkehmen in Ostpreussen geboren. Nach abgelegter Prüfung als wissenschaftliche Lehrerin trat sie in das Lehramt ein, unterrichtete[110] zuerst an Volksschulen, seit 10 Jahren an der höheren Mädchenschule zu Tilsit, welche den Namen »Königin Luisen-Schule« führt. Der Lehrberuf füllte ihr Leben jedoch nicht aus und sie widmete sich ihren Neigungen, der Litteratur und Malerei. Sie hatte die Freude, ihre Gemälde auf Kunstausstellungen von Kennern günstig beurteilt zu hören, desgleichen fanden ihre schriftstellerischen Arbeiten Anerkennung. Ihre Schwärmerei für Schiller zeitigte mehrere Produkte: »Mein Freund Schiller«, »Schillers Vater« und »Schillers Hochzeitstag«, und es verbindet sie innige Freundschaft mit Schillers Enkel und Urenkel, den Freiherren Ludwig und Karl Alexander v. Gleichen-Russwurm. Zum 60. Geburtstage des Freiherrn Ludwig v. Gleichen-Russwurm erschien ein Artikel aus ihrer Feder in der Zeitschrift: »Moderne Kunst«. In »Über Land und Meer« fand eine Abhandlung: »Gottlieb Theodor von Hippel« Aufnahme. Die Zeitschrift »Deutscher Soldatenhort« zählt B. O. zu ihrer Mitarbeiterin. Auch eine französische Zeitschrift »Journal français« öffnete ihre Spalten ihren schriftstellerischen Erzeugnissen. Ihre journalistische Thätigkeit wurde von etwa 20 Tagesblättern Deutschlands verwertet. Ausserdem aber geniesst B. O. den Vorzug, dass einige ihrer Essays nicht nur dem von Schillers Enkel gestifteten Museum, sondern auch dem zu Dresden von Herrn Hofrat Dr. E. Peschel, ihrem langjährigen Freunde, gegründeten Schiller-Körner-Museum einverleibt worden sind. Vor zwei Jahren wurde sie aufgefordert, ein Titelblatt zu einer Adresse zu malen, welcher der Deutschen Kaiserin bei ihrem Aufenthalt in Königsberg überreicht wurde. Durch beredte Worte, welche die Presse dem Publikum übermittelte, ist es Bertha Ottzenn gelungen, ihre Lieblingsidee, in Tilsit der holdseligen Königin Luise ein würdiges Marmordenkmal zu errichten, der Verwirklichung nahe zu führen.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 110-111.
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