III, 60. [294.] An die Ribhu's, die Götterkünstler.

[103] Die Ribhu's, Söhne des Sudhanvan (d.h. des mit schönem Bogen ausgerüsteten), sind mythische Wesen, welche durch ihre kunstreichen Werke göttliche Würde und Unsterblichkeit erlangt haben. Gewöhnlich werden ihrer drei genannt: Ribhu oder Ribhukschan, Vadscha und Vibhvan; auch werden sie als Vorsteher dreier mit denselben Namen benannter göttlicher Wesen bezeichnet. Sie schnitzten aus dem einen von Tvaschtar gefertigten Becher vier Becher, bereiteten dem Indra die beiden goldfarbenen Rosse, trennten von der Kuh das Fell und bildeten aus diesem die Wunderkuh des Brihaspati, machten ihre Aeltern wieder jung und zimmerten den Rittern den dreiräderigen Wagen, der in einem Tage um die Welt rollt. Ihnen wird vorzugsweise des Abends (bei der dritten Spende) geopfert.


1. Hier, Männer, ist Verwandtschaft euch nach eurem Sinn;

mit Weisheit lernten alles das die eifrigen,

Durch welche Künste ihr Sudhanvansöhne einst,

stets Mittel findend, Götterwürde habt erlangt.

2. Durch welche Kräfte ihr die Becher habt geformt,

durch welche List die Kuh von ihrem Fell getrennt,

Durch welchen Geist ihr zimmertet das Füchsepaar,

durch den ihr Ribhu's Götterwürde habt erlangt.

3. Des Indra Freundschaft hat die Ribhuschar erlangt,

des Manu Enkel regten sich in schnellem Werk;

Unsterblichkeit erlangten die Sudhanvaner,

mit Eifer wirkend, künstlerisch mit Künstlerwerk.

4. Auf gleichem Wagen kommt mit Indra her zum Trank,

es werd' Erfüllung eurer Wünsche euch zu Theil;

Nicht sind vergleichbar eure hohen Tugenden

und Thaten, fromme Ribhu's, o Sudhanvaner.

5. Mit Ribhu's und den Vadscha's, Indra, spül hinein

den ausgegossnen, armgepressten Somasaft;

Gelockt durch Andacht, Mächt'ger, in des Frommen Haus

berausche mit den Söhnen des Sudhanvan dich.

6. Berausch mit Ribhu und mit Vadscha, Indra, dich,

mit Lust, gelobter, hier an diesem unsern Trank;

Dir bieten hier sich diese Somatröge dar,

und Götterbräuche nach der Menschen Ordnungen.[103]

7. O Indra mit den starken Ribhu's komme her

in Eile zu des Sängers hehrem Lobgesang;

Mit hundert starken Werken komme für den Manu

mit tausendfacher Leitung zu dem Opferguss.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 103-104.
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