V, 2. [356.] An Agni.

[162] In Vers 1 ist die Mutter das weiche Holzstück, in dem das Feuer verborgen ist, der Vater das harte, durch Reiben mit den Armen wird daraus das Feuer geboren.


1.134 Die junge Mutter trägt im Schooss das Knäblein

verborgen noch, nicht gibt sie es dem Vater;

Doch sehn sein ewig helles Antlitz vor sich,

die Menschen, wenn er auf den Arm gesetzt ist.

2. Wie trägst du junge bergend noch dies Knäblein

als Pflegerin? die Büffelin gebar es;

Denn viele Jahre wuchs die Frucht im Leibe,

ich sah das Kind, als es gebar die Mutter.

3. Den goldgezahnten, lichtgefärbten sah ich

aus ferner Gegend, seine Waffen rüstend,

Nachdem ich lautern Göttertrank ihm reichte;

was thun Ungläub'ge mir und Liederlose.

4.135 Aus ferner Gegend sah ich her ihn wandern

wie mit der Heerde, ihn, der hell erstrahlte;[162]

Nicht hielt man fest ihn, denn er ward geboren,

und wieder werden jung die alten KüheA1

5. Wer hält mein Stierlein fest zusammt den Kühen,

die keinen Hirten hatten, nah noch ferne?

Die fest ihn hielten, sollen frei ihn geben;

der Weise treibe her zu uns die Heerde.

6. Der Häuser König, ihn, der Menschen Wohnsitz,

ihn hielten fest bei Sterblichen die Bösen;

Des Atri Lieder mögen frei ihn machen;

die Schmäher mögen selbst der Schmach verfallen.

7. Den Çunaççepa, den gebundnen, löstest

von tausend Pfosten du; denn dringend bat er;

so lös von uns auch, Agni, ab die Stricke,

o lichter Priester, setze hier dich nieder.

8. Wol gingst du fort von mir von Zorn entflammet,

das that mir kund der Götter Rechtbeschirmer,

Der kund'ge Indra, denn dich hat erblickt er,

von ihm belehrt, o Agni, kam ich her nun.

9. Mit hellem Glanze strahlet weithin Agni,

in Herrlichkeit macht alles offenbar er;

Bezwingt die bösen, gottverhassten Listen,

er wetzt die Hörner, das Gespenst zu tilgen.

10. Des Agni Prasseln töne laut im Himmel,

mit scharfen Waffen das Gespenst zu tödten;

Bei seiner Thatlust brechen vor die Flammen,

nicht hemmen ihn die gottvergessnen Feinde.

11. Ich Sänger hab' dies Lied, o vielgeborner,

gezimmert dir wie Wagen weise Künstler;

Wenn Agni du, o Gott, dich dessen freuest,

lass uns dadurch des Himmels Flut erringen.

(12. siehe Anhang.)

Fußnoten

A1 Die Flammen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 162-163.
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