V, 45. [399.] An die Götter, die Licht und Regen schaffen.

[196] Die Thaten der Götter werden gepriesen, durch die sie nach Entsendung des Regens Licht schaffen, namentlich des Indra Vers 1 u. 4 (mit Agni und den Maruts), und der Botin des Indra, der Sarama, die mit den Angirasen oder Neunern, welche beten und opfern, den Stall der Kühe, durch deren Gebrüll aufmerksam gemacht, auffand. Die Kühe werden hier nicht blos als Regen spendend, sondern, namentlich da, wo sie mit der Morgenröthe in Verbindung gesetzt sind (1. 2. 6), als rothe Strahlen derselben aufgefasst. Die grosse Göttin in Vers 8 ist die Morgenröthe, der junge Seher in Vers 9 der Sonnengott, der alte Stamm in Vers 3 die Neuner oder Angirasen.


1.178 Durch Sprüche lösend klug des Himmels Felsen

befreite er die Küh' im Stall und Licht kam,

Der nah'nden Morgenröthen Strahlen kamen;

der Gott schloss auf die Thüren, die der Mensch liebt.

2.179 Wie Glanz erschloss die Sonne ihre Schönheit;

vom Stall her kam der Kühe Mutter kundig.

Die Ströme wogten über Fels und Ufer;

der Himmel stand gleich wohlgesetzter Säule.

3. Für diesen Spruch eröffne sich des Berges,

der grossen Fluten Schooss dem alten Stamme,

Der Wolkenberg; sein Ziel erreich' der Himmel,

und die Verehrer beuten aus die Erde.

4. Zu Hülfe ruft nun Indra her und Agni

durch eure schönen, gottgefäll'gen Sprüche;

Denn unter Sprüchen opfern auch die Weisen

mit schönen Opfern huldigend den Maruts.

5. Kommt heute her, wir wollen sein voll Andacht,

wir wollen weithin jagen die Unholden,

In weite Ferne unsre Hasser setzen,

und vorwärts eilen hin zu dem, der opfert.[196]

6.180 Kommt, Freunde, her, lasst uns Gebet verrichten,

durch das die Mutter sich erschloss den Kuhstall,

Durch das einst Manu schlug den Viçiçipra,

durch das der rege Händler Nass erlangte.

7. Da tönte laut der handgelenkte Pressstein,

mit dem zehn Monde lang die Neuner sangen,

Auf rechtem Pfad fand Sarama die Kühe,

und alles machte wahr der Angirase.

8.181 Als da bei dieser grossen Göttin Leuchten

die Angirasen mit den Kühen brüllten,

Fand Sarama am höchsten Ort die Kühe

an deren Quelle auf dem Pfad des Rechtes.

9. Mit sieben Rossen komme her die Sonne

zum Feld, das weit auf ihrer Bahn sich hinstreckt,

Der schnelle Adler fliege hin zum Soma;

zu Kühen eilend strahl' der junge Seher.

10. Der Sonnengott stieg auf zum hellen Luftmeer,

als er geschirrt die blonden, glatten Stuten;

Die klugen fuhren wie das Schiff im Meer ihn,

und lauschend standen nah dabei die Wasser.

11. Eu'r Lied, was Licht schafft, gabest du den Wassern,

durch das die Neuner zehn der Monde füllten;

Durch dies Gebet lasst sein uns Gott-beschirmet,

durch dies Gebet lasst Noth uns überwinden.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 196-197.
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