V, 48. [402.] An alle Götter.

[199] In Vers 1 u. 2 ist der Tageslauf mit der Arbeit des Webens verglichen. Die Künstlerin, wol Aditi, die Göttin des unendlichen Raumes, spannt den Luftraum wie den Aufzug eines Gewebes aus an dem Rahmen der Wolke, die Wasser der Luft gleichsam als Einschlag wählend; diese Wasser schiessen wie die Fäden des Einschlages im Weberschiff durch den Aufzug hin, sich am Ende des Aufzugs immer wieder zurückwendend und so das Gewebe vollendend. In Vers 3-5 haben die Vershälften eine Umstellung erfahren. In Vers 3 ist Agni gemeint.


1. Was doch ersinnen wir der lieben Götterschar,

der grossen, die aus eigner Macht erglänzt und herrscht,

Im mutterlosen Luftraum, den die Künstlerin,

die Wasser wählend ausspannt in dem Dunstgewölk.

2. Sie woben ihr Gewebe, das die Helden stärkt,

mit gleicher Wendung durch den ganzen Luftraum hin,

Der fromme Mann treibt vor die westlich strebenden

nach Westen hin, dringt vorwärts mit den östlichen.

3 a. Durch Somasteine bei des Tages hellem Licht

b. ergiesst er auf den Zauberer den schärfsten Blitz;

4 a. Sein Schwingen wie das eines Beiles nahm ich wahr,

b. mich zu erfreu'n am Anblick seiner Glanzgestalt.

3 c. In dessen eignem Hause hundert thätig sind,

d. Die Lebenstag' aufrollend und entrollend dann,

5 a. Der vierantlitzig mit der Zunge vorwärts strebt,

b. mit Gut verseh'n zum Treuen geht, ist Varuna,

4 c. Wenn er zugleich wie einen speisereichen Sitz,

d. dem Manne, der ihn anruft, Schatz verleiht.

5 c. Nicht kennen wir nach Menschen Weise jenen Ort,

d. von wo Erwünschtes Bhaga schenkt und Savitar.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 199.
Lizenz: