VI, 3. [444.] An Agni.

[232] 1. Der wohnt in Frieden, Agni, dir ergeben,

der glänzet weit, wer fromm ist, fromm verbleibet,

Wen du, o Gott, und Varuna mit Mitra

vereint beschirmst durch kräft'ge That vor Unglück.

2. Wer Opfer opfernd und mit Werken wirkend,

dem Gütermehrer Agni stets gedient hat,

Den Mann trifft nie der Angesehnen Misgunst,

Bedrängniss nicht, noch freche Ueberhebung.[232]

3.203 Wenn strahlenreich mit hehrem Glanz du nahest,

ganz fleckenlos an Aussehn wie die Sonne,

Dann gleichst du nächtlich Pfeil-versehnen Helden;

stets lieblich ist dein waldentsprungner Wohnsitz.

4. Sein Gang ist scharf, erhaben sein Erscheinen;

gleich wie ein Ross, das vorn man zügelt, kaut er;

Dem Beile gleichend, vor die Zunge streckend,

entbrannt zerschmilzt das Holz er wie ein Schmelzer.

5. Dem Schützen gleich, der schiessen will, legt an er,

und schärft den Glanz, wie eines Eisens Schneide;

Der hellen Fluges in der Nacht sich abmüht,

auf Aesten sitzt gleich leichtbeschwingtem Vogel.

6. In Morgenroth gekleidet wie ein Sänger,

spricht murmelnd er im Licht der Freunderfreuer;

Der roth bei Nacht bei Tag erfreut die Männer,

am Tag' die Männer, flammenroth, unsterblich.

7.204 Er, dessen Keule, wie des Himmels, donnert,

der helle Stier, er brüllt bei den Gewächsen,

Er, der mit Glut im Windzug geht im Fluge,

mit Gut zu beiden wohlvermählten Welten.

8.205 Wenn er mit seinen eignen Flammen züngelt,

so strahlt er blitzgleich hell mit seinen Lichtern;

Wenn kunstvoll er die Marutschar geformt hat,

dem Künstler gleich, so strahlt er funkelnd, glanzreich.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 232-233.
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