VII, 76. [592.] An die Morgenröthe.

[360] 1. Schon liess das ew'ge Licht für alle Menschen

Gott Savitar, der allen hold ist, steigen;

Durch Kraft der Götter ist erzeugt das Auge,

das alle Welt erhellt, die Morgenröthe.

2. Die gottbetretnen Pfade sind mir sichtbar,

geschmückt mit Gütern, nimmer irre führend;

Von Osten scheint der Morgenröthe Schimmer;

von ihrer Stätte ist sie hergekommen.

3. Es waren zahlreich diese Tageshellen

im Ost erscheinend bei der Sonne Aufgang,

Von wo du kamst wie zum Geliebten eilend,

o Morgenroth, als gingest du nicht wieder.

4. Da waren es der Götter Tischgenossen,

die frommgesinnten Seher alter Zeiten;

Die Väter fanden den verborgnen Lichtschein,

mit kräft'gem Spruch erzeugten sie die Uschas.

5. Zu gleichem Orte allesammt gekommen

sind eines Sinns sie, liegen nicht im Streite,

Verletzen nicht die göttlichen Gesetze,

die rastlos gehn vereinigt mit den guten.

6. Mit Lobgesängen preisen die Vasischtha's,

dich selige besingend früh am Morgen,

Der Labung Herrin, Rinder führend, leuchte,

als erste nahe uns, o edle Uschas.

7. Die Führerin des Reichthums und der Lieder,

die lichte Uschas preisen die Vasischtha's,

Die weitberühmten Reichthum uns gewähret.

Ihr Götter, schützt uns stets mit eurem Segen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 360.
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