VIII, 7. [627.] Lied eines Kānva (Nachkommen des Kanva) an die Maruts.

[401] 1. Wenn, Maruts, euch der Sänger nun

des Preisgesanges Trunk ergoss,

So glänzt ihr auf den Wolkenhöhn.

2. Als ihr o starke, glänzende,

nun eure Reise unternahmt,

Da neigten sich die Berge euch.

3. Die Priçnisöhne brachen auf,

laut tosend mit der Winde Schar

Und melkten fetten Labetrunk.


4. Die Maruts säen Regen aus,

und regen das Gebirge auf,

Wenn sie mit Winden eilend gehn,

5. Wenn Berge weichen eurem Gang

und Ströme eurem Machtgebot,

vor eurer allgewalt'gen Kraft.

6. Euch rufen wir bei Tage an

und euch um Hülfe in der Nacht,

Euch bei des Opferfests Verlauf.


7. Schon brechen dort die glänzenden,

rothschimmernden in Zügen auf,

Lauttosend auf des Himmels Höh.

8. Sie werfen kräftig ihre Schnur,

der Sonne Pfad zu messen, aus;

Mit Strahlen breiten sie sich aus.

9. Vernehmet gnädig dies mein Lied,

o Maruts, meinen Lobgesang,

O Ribhuherrscher, meinen Ruf.


10. Drei süsse Seen ergossen da

die Kühe für die blitzenden,

Den Born, das wellenreiche Fass.

11. So oft wir Huld begehrend euch

vom Himmel, Maruts, rufen her,

So kommet stets zu uns herbei.

12. Denn ihr seid gabenreich im Haus,

o Rudra's, Ribhuherrscher ihr,

Und achtsam bei dem Somatrunk.


13. Den Reichthum, welcher Freude schafft,

der reich an Speise alle nährt,

O Maruts, bringt vom Himmel uns.[402]

14. Da glänzend wie von Bergeshöhn

ihr eure Fahrt begonnen habt,

So lasst durch Tränke euch erfreun.

15. Von ihrer so gewalt'gen Schar

erflehe Huld der Sterbliche,

Erbittend die Untrüglichen.


16. Sie, die den unerschöpften Born

ergiessend alle Welt besprühn

mit Regen wie der Tropfen Schwall,

17. Die Priçnisöhne brechen auf

mit lautem Schall, mit Wagenzug,

Mit Windsgebraus, mit Lobgesang.

18. Der Reichthum werde uns zu Theil

mit dem ihr Turvaça, Jadu

Und Kanva'n halft, der Preis errang.


19. Die Tränke hier, wie Butter fett,

o gabenreiche, mögen nun

Mit Kānva's Liedern euch erfreun.

20. Wo doch berauschet ihr euch jetzt,

freigieb'ge auf geweihter Streu?

Und welcher Beter huldigt euch?

21. Denn ohne dass sie euch zuvor

gepriesen auf geweihter Streu,

Erquicket ihr des Opfers Schar.


22. Die grossen Wasser fügten sie,

das Weltenpaar, der Sonne Ball,

Den Blitz zusammen Glied für Glied.

23. Und Glied für Glied zertraten sie

den Vritra und die dunklen Höhn,

Vollendend starke Mannesthat.

24. Des Trita Kraft und Heldenmuth

erfrischten in dem Kampfe sie,

Den Indra in der Vritraschlacht.


25. Die blitzbewehrten, himmlischen,

die lichten setzten auf das Haupt

Zur Zier die goldnen Helme sich.

26. Als ihr von Ferne voll Begier

in das Versteck des Stieres drangt,

Schrie, wie der Himmel, er vor Furcht.[403]

27. Mit goldbehuften Rossen kommt,

o Götter, nun zu uns herbei,

Den muntern HeldenA1 zu empfahn.


28. Wenn nun ihr rothes Seitenpferd

am Wagen beide Hirsche lenkt,

So fahren hell sie, Wasser rinnt.

29. Zum Somateich, zum Mischgefäss,

dem heimischen gelangten sie,

Die Männer mit dem Wagenzug.

30. Wann, Maruts, werdet kommen ihr

zum Sänger, der euch eifrig ruft

Mit Gnad' und Huld zum flehenden?


31. Was ist es nun? wer lockte euch,

dass Indra ihr verlassen habt?

Wer rühmt sich eurer Freundschaft nun?

32. Den Agni preis', o Kanva's, ich

nebst unsern Maruts, die mit Blitz

und goldnem Beil bewaffnet sind.

33. Her möcht ich ziehn zu neuem Glück

die Heldenschar, die vorwärts stürmt

und mannichfache Labung beut.


34. Die Berge selbst, sie sinken hin,

als wären tiefe Gründe sie,

Und auch die Felsen neigten sich.

35. In schrägem Schusse fahren sie

hinfliegend durch die weite Luft,

Dass sie dem Sänger Schatz verleihn.

36. Denn Feuer ward zuerst erzeugt,

erstrahlend wie mit Sonnenglanz;

Sie brachen auf mit hellem Licht.


Fußnoten

A1 Den Soma.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 401-404.
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