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[401] 1. Wenn, Maruts, euch der Sänger nun
des Preisgesanges Trunk ergoss,
So glänzt ihr auf den Wolkenhöhn.
2. Als ihr o starke, glänzende,
nun eure Reise unternahmt,
Da neigten sich die Berge euch.
3. Die Priçnisöhne brachen auf,
laut tosend mit der Winde Schar
Und melkten fetten Labetrunk.
4. Die Maruts säen Regen aus,
und regen das Gebirge auf,
Wenn sie mit Winden eilend gehn,
5. Wenn Berge weichen eurem Gang
und Ströme eurem Machtgebot,
vor eurer allgewalt'gen Kraft.
6. Euch rufen wir bei Tage an
und euch um Hülfe in der Nacht,
Euch bei des Opferfests Verlauf.
7. Schon brechen dort die glänzenden,
rothschimmernden in Zügen auf,
Lauttosend auf des Himmels Höh.
8. Sie werfen kräftig ihre Schnur,
der Sonne Pfad zu messen, aus;
Mit Strahlen breiten sie sich aus.
9. Vernehmet gnädig dies mein Lied,
o Maruts, meinen Lobgesang,
O Ribhuherrscher, meinen Ruf.
10. Drei süsse Seen ergossen da
die Kühe für die blitzenden,
Den Born, das wellenreiche Fass.
11. So oft wir Huld begehrend euch
vom Himmel, Maruts, rufen her,
So kommet stets zu uns herbei.
12. Denn ihr seid gabenreich im Haus,
o Rudra's, Ribhuherrscher ihr,
Und achtsam bei dem Somatrunk.
13. Den Reichthum, welcher Freude schafft,
der reich an Speise alle nährt,
O Maruts, bringt vom Himmel uns.[402]
14. Da glänzend wie von Bergeshöhn
ihr eure Fahrt begonnen habt,
So lasst durch Tränke euch erfreun.
15. Von ihrer so gewalt'gen Schar
erflehe Huld der Sterbliche,
Erbittend die Untrüglichen.
16. Sie, die den unerschöpften Born
ergiessend alle Welt besprühn
mit Regen wie der Tropfen Schwall,
17. Die Priçnisöhne brechen auf
mit lautem Schall, mit Wagenzug,
Mit Windsgebraus, mit Lobgesang.
18. Der Reichthum werde uns zu Theil
mit dem ihr Turvaça, Jadu
Und Kanva'n halft, der Preis errang.
19. Die Tränke hier, wie Butter fett,
o gabenreiche, mögen nun
Mit Kānva's Liedern euch erfreun.
20. Wo doch berauschet ihr euch jetzt,
freigieb'ge auf geweihter Streu?
Und welcher Beter huldigt euch?
21. Denn ohne dass sie euch zuvor
gepriesen auf geweihter Streu,
Erquicket ihr des Opfers Schar.
22. Die grossen Wasser fügten sie,
das Weltenpaar, der Sonne Ball,
Den Blitz zusammen Glied für Glied.
23. Und Glied für Glied zertraten sie
den Vritra und die dunklen Höhn,
Vollendend starke Mannesthat.
24. Des Trita Kraft und Heldenmuth
erfrischten in dem Kampfe sie,
Den Indra in der Vritraschlacht.
25. Die blitzbewehrten, himmlischen,
die lichten setzten auf das Haupt
Zur Zier die goldnen Helme sich.
26. Als ihr von Ferne voll Begier
in das Versteck des Stieres drangt,
Schrie, wie der Himmel, er vor Furcht.[403]
27. Mit goldbehuften Rossen kommt,
o Götter, nun zu uns herbei,
Den muntern HeldenA1 zu empfahn.
28. Wenn nun ihr rothes Seitenpferd
am Wagen beide Hirsche lenkt,
So fahren hell sie, Wasser rinnt.
29. Zum Somateich, zum Mischgefäss,
dem heimischen gelangten sie,
Die Männer mit dem Wagenzug.
30. Wann, Maruts, werdet kommen ihr
zum Sänger, der euch eifrig ruft
Mit Gnad' und Huld zum flehenden?
31. Was ist es nun? wer lockte euch,
dass Indra ihr verlassen habt?
Wer rühmt sich eurer Freundschaft nun?
32. Den Agni preis', o Kanva's, ich
nebst unsern Maruts, die mit Blitz
und goldnem Beil bewaffnet sind.
33. Her möcht ich ziehn zu neuem Glück
die Heldenschar, die vorwärts stürmt
und mannichfache Labung beut.
34. Die Berge selbst, sie sinken hin,
als wären tiefe Gründe sie,
Und auch die Felsen neigten sich.
35. In schrägem Schusse fahren sie
hinfliegend durch die weite Luft,
Dass sie dem Sänger Schatz verleihn.
36. Denn Feuer ward zuerst erzeugt,
erstrahlend wie mit Sonnenglanz;
Sie brachen auf mit hellem Licht.
A1 Den Soma.
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