X, 5. [831.] An Agni.

[292] Ein mystisches, durchweg dunkel gehaltenes Lied, dessen Deutung im einzelnen sehr zweifelhaft bleibt. Die Aeltern in Vers 1 scheinen die Gewässer der Wolke zu sein, auf welcher Agni steht, bis er als Blitz hervorbricht; die Hengste und Seher in V. 2 die Flammen, die Stuten die Opfergüsse; das Mütterpaar (V. 3) die beiden Holzstücke; die sieben rothen Schwestern (V. 5) die durch die Opfergüsse auflodernden Flammen.


1. Auf ihn, der Schätze einz'ges Meer und Becken,

den vielgebornen, schaun wir hin von Herzen,[292]

Er schmiegt sich an verborgner Aeltern Busen,

des Vogels Fuss steht mitten auf der Wolke.

2. Die starken Hengste, gleichen Sitz bewohnend,

vereinten sich, die grossen, mit den Stuten;

Als Seher schützen sie den Ort des Opfers,

empfangen im Verborgnen schönre Namen.

3. Das weise, heil'ge Mütterpaar empfing ihn

als Frucht und formte, zeugte ihn und nährt' ihn,

Den Nabel ihn des festen und bewegten,

umgehn wir und des weisen Werk mit Andacht.

4. Des Opfers Pfade und die Tränke folgen

von jeher labend, ihm, dem schöngebornen,

Und Erd' und Himmel, in der Tränke Mantel

gehüllt, erstarken durch die fetten Speisen.

5. Die sieben rothen Schwestern trug er kundig

und willig aus dem süssen Trank zum Schauen;

Im Raum der Luft hielt an der urgeborne

und suchend fand er den Versteck des Puschan.

6. Die Seher machten sieben feste Zeichen,

von denen eins erreicht hat der bedrängte;

Des Gottes Stütze stand im Sitz des höchsten,

auf festem Grund im Ausgangspunkt der Pfade.

7. Das Sein und Nichtsein ruht im höchsten Himmel,

im Schooss der Aditi, im Quell der Stärke;

Ja, Agni ist des Rechtes Erstgeborner,

der kräft'ge Stier in erster Lebensfrische.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 292-293.
Lizenz: