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[465] Das Lied ist vielfach dunkel. Als die beiden Gottheiten, an die die Verse gerichtet sind, werden von den alten Auslegern die beiden Wagen, auf welchen die zur Somapressung bestimmten Pflanzen herbeigefahren werden (siehe havirdhâna bei BR.), genannt (havirdhānākhye ye dve çakaṭe, havirdhānaçakaṭe bei Sāyana.) Schon im »Nēghaṇṭuka«, 5, 3 findet sich havirdhâne als Bezeichnung eines Götterpaares, und im »Nirukta«, 9, 36 wird dasselbe schon durch haviṣām nidhāne, d.h. als zwei Behältnisse für das havis erklärt; und hierauf ist auch wol des Durga Erklärung zu »Nirukta«, 9, 37 somāstayornidhīyante (die Somapflanzen sind in diesen beiden enthalten) zu beziehen. Aber die Beziehung auf solche als Gottheiten gedachte Somawagen findet in unserm Liede keinen Haltpunkt. Vielmehr werden wir durch Vergleichung des Liedes 232, G. zu einem ganz andern Götterpaar geleitet. Der letzte Vers des ebengenannten Liedes wird nämlich durch Jāska (in »Nirukta«, 9, 36. 37) auf die havirdhâne als Gottheiten bezogen, und hierzu gehört auch die angeführte Erklärung Durga's, und in der Anukramanika werden (M. Müller, »Rig-Veda-Ausgabe«, VI, 632) für das ganze Lied (232, G.) havirdhāmam oder dyāvāpṙthivyō als Gottheiten bezeichnet. Es[465] ist aber dies ganze Lied (232, G.) offenbar an Himmel und Erde gerichtet, und im letzten Verse werden die Götter aufgefordert, in dem Schoosse des Himmels und der Erde, die als zum Opfer erschienen betrachtet werden, den Somatrunk zu geniessen. Das gleiche gilt nun für unser Lied; es ist offenbar wie jenes an Himmel und Erde gerichtet, und nur die den Auslegern auffallende Aufforderung an dies Götterpaar, beim Somatrunke in dem Heiligthum zu erscheinen, hat sie wol dazu bewogen, hier die den Soma bringenden Wagen, die havirdhāne, als die Gottheiten anzusehen, an die die beiden besprochenen Lieder gerichtet wären. Auch entspringt hieraus wol die Angabe eines havirdhāna als des Verfassers der beiden vorhergehenden Lieder.


1. Ich schirre euch beiden [dem Himmel und der Erde] ein altes Gebet in Demuth an; der Preisgesang schreite durch wie der Weg des Opferherrn; es mögen hören alle Söhne des Götterreichs, welche die himmlischen Wohnungen bestiegen haben.

2. Als ihr herbeikamt wie zwei zusammengehende Schwestern, brachten euch die frommen Menschen [Lob und Trunk] dar; lasst euch nun nieder auf euren eignen Platz, [ihn] einnehmend, und sitzt auf gutem Sitz für unsern Indu.

3. Fünf Schritten der Kuh [der Erde] ging ich nach, ich folge der vierfüssigen mit meinem Andachtswerke; mit heiligem Worte ahme ich ihr nach (?), in der Mitte des Heiligthumes vollbringe ich das Läuterungswerk.

4. Um der Götter willen wählte Jama den Tod [d.h. um bei den Göttern zu sein], um seiner Nachkommenschaft [d.h. der Menschen] willen wählte er nicht die Unsterblichkeit [d.h. wohl: er wollte nicht auf der Erde unsterblich sein, um im Himmel für seine Nachkommen zu sorgen], den Seher Brihaspati machte er zum Gegenstande seiner Verehrung (?); sein eigenes Leben gab Jama dahin.

5. Sieben [Ströme] rinnen dem von den Maruts begleiteten Jüngling [dem Indra], dem Vater haben die Söhne [wol die Sänger, als deren Vater hier Indra dargestellt wird] das heilige [Lied] erregt; und beide [Welten] verfügen über beides [Somaopfer und Lied], beide sind eng verbunden und erlangen beides reichlich.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 465-466.
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