29. Agni gegen die Pishatschen.

[59] 1. Voran mit dem Gespanne fahr', o Agni,

Erkenne, was dahier ist angerichtet;

Du bist der Arzt, der Arzenei Gewährer,

Durch dich werd' uns zu Teil Rind, Roß und Beute.


2. So schaffe du, o Agni, reichgeborner,

Mit den gesamten Göttern einverstanden;

Wer uns hat mitgespielt, wer uns gefressen,

Desselbigen Umzinglung müsse fallen.


3. Desselbigen Umzinglung müsse fallen,

So schaffe du, o Agni, reichgeborner,

Mit den gesamten Göttern einverstanden.


4. Schlag ihm die Augen ein, schlag ihm das Herz ein,

Die Zunge spalt' ihm und die Zähne malme

Dem Pishatscha, der fraß an diesem Manne,

O Agni, ewigjunger, den zerschmettre!


5. Was ihm genommen, weg, ab ist genommen,

Was an ihm ist gefressen von Pishatschen,

Das bringe du, o Agni, kundig wieder;

Wir schaffen Fleisch und Lebensgeist dem Leib hier.


6. Was der Pishatsch mich schädigt an der Nahrung,

Roher, gekochter, halbgebräunter, reifer,

Büßen es die Pishatschen an sich selber

Und ihren Kindern! unversehrt sei dieser!


7. Wer mich an Milch und Butterfaß geschädigt,

An nicht erpflügter Speis' und an Getreide;

Büßen es die Pishatschen an sich selber

Und ihren Kindern! unversehrt sei dieser!


[60] 8. Wer an dem Trunk des Wassers mich geschädigt,

Der Werwolf-Fleischfresser, am Schlaf den Schläfer,

Büßen es die Pishatschen an sich selber

Und ihren Kindern unversehrt sei dieser!


9. Wer mich bei Tag und wer bei Nacht geschädigt,

Der Werwolf-Fleischfresser, am Schlaf den Schläfer,

Büßen es die Pishatschen an sich selber

Und ihren Kindern! unversehrt sei dieser!


10. Den Fleischfresser, den blutroten Pishatschen

Den Sinnbenehmer, schlag, o reicher Agni,

Ihn schlage mit dem Blitz Indra, der rüstige,

Zerspalte seinen Kopf Soma, der mutige.


11. Immer zermalmst du, Agni, die Werwölfe,

Die Unholde besiegten nie im Kampf dich;

Verbrenn' du siechtumbringende Fleischfresser,

Entgehn sie nicht deiner göttlichen Waffe!


12. O Reichgeborner, bring herbei, was genommen, entnommen ist;

Es nehmen deine Glieder zu, er schwelle wie der Strahlenguß.


13. Er schwelle wie der Strahlenguß des Soma, reichgeborener

Agni, so kräftig, opferlich, zehrunglos mach' ihn, leb' er schön!


14. Hier, Agni, ist das Feuerholz, das die Pishatschen fressende,

Das laß gefallen dir und nimm es an, o Reichgeborener!


15. Durstigsprühender Agni, nimm die Feuerhölzer hin in Glanz;

Entleibt sei der Fleischfresser, der dieses Mannes Fleisch angreift!

Quelle:
Atharwaweda. Hannover 1923, S. 59-61.
Lizenz:

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Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica

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