21. Hellsehen.

[46] IV, 20.


1. Du siehst und siehst was vor dir ist, du siehst und siehst auch in die Fern,

Die Erd, die Luft, den Himmel auch, – du siehst das alles, Göttliche!

2. Des Himmels Dreizahl und der Erd, die sechs Weltgegenden für sich,

Ja alle Wesen will ich schaun in deiner Kraft, du göttlich Kraut!

3. Du bist ja wohl der Augenstern des Vogels, der am Himmel schwebt,

Du sankest auf die Erde hin, wie in die Sanft ein müdes Weib.

4. Der Gott, der tausendäugige, geb in die flechte mir dies Kraut,

Mit dem ich alles unterscheid, den Çūdra und den Arier.

5. Mach die Gestalten offenbar, verbirg dein eigen Wesen nicht,

Und dann, du Tausendäugige! fass die Kimīdin scharf in's Aug.

6. Entdecke mir die Zauberer, die Hexen alle lass mich sehn,

Auch der Pitçāca ganzes Heer; mit diesem Wunsch fass ich dich, Kraut!

7. Du bist das Aug des Kaçyapa, der Hündin, der vieräugigen;

Verbirg mir, gleich der Sonne Lauf am heitern Tag, den Kobold nicht!

8. Den Zaubrer, den Kimīdin zieh aus seinem Winkel ich hervor;

So schau ich alles klar vor mir, den Çūdra wie den Arier.

9. Fliegt einer durch die Lüfte hin, kriecht einer an des Himmels Zelt,

Versteckt sich einer in der Erd, so lass mich diesen Kobold sehn.

Quelle:
Hundert Lieder des Atharva-Veda. Tübingen 1879 [in: Schulschriften a. d. Kgr. Würtemberg. Nachtrag 1869–80], S. 46.
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