Das Suchen nach dem unbekannten Gott.

[4] Ṛigveda 10,121.


1.

Als goldner Keim ging er hervor zu Anfang;

Geboren kaum, war einziger Herr der Welt er;

Er festigte die Erde und den Himmel, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


2.

Der Odem gibt und Kraft gibt, er, dem alle,

Wenn er befiehlt, gehorchen, auch die Götter,

Des Abglanz das Unsterbliche, der Tod ist, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


3.

Der, wenn sie atmet, wenn sie schliesst die Augen,

Die Lebewelt regiert als einz'ger König,

Zweifüssler hier beherrschend und Vierfüssler, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


4.

Durch dessen Macht dort die beschneiten Berge,

Das Meer, der Weltstrom ist, von dem sie fabeln,

Des Arme dort die Himmelspole sind, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?
[4]

5.

Durch den der Himmelsraum, der Erde Festen,

Der Sonne Glanz, das Firmament gestützt sind,

Und der im Mittelreich den Luftraum ausmisst, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


6.

Zu dem aufschau'n die Kämpfer beider Heere,

Auf Hilfe bauend, sorgenvollen Herzens,

Aus dem aufgeht und fernhin strahlt die Sonne, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


7.

Als ehemals die grossen Wasser kamen,

Die allkeimschwangern, die das Feuer zeugten,

Ging er daraus hervor als Lebenshauch der Götter, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


8.

Der machtvoll selbst die Wasser überschaute,

Die kräfteschwangern, die das Opfer zeugten,

Er, der der einzige Gott war von den Göttern, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


9.

Nicht schäd'ge er uns, der der Erde Schöpfer,

Der auch den Himmel schuf, wahrhaft an Satzung,

Der auch erschuf die glanzreich grossen Wasser, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


10.

Prajâpati! Du bist es und kein andrer,

Der alles dies Entstandene umfasst hält!

Zuteil werd' uns, was wir, dir opfernd, wünschen;

Uns, die dich kennen, mach' zu Herrn der Güter!

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 4-5.
Lizenz:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Flucht in die Finsternis

Flucht in die Finsternis

Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«

74 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon