Tod und Unsterblichkeit

[32] (im Anschluß an die Darstellung des Agnihotraopfets)


Der, der dort brennt (die Sonne), ist fürwahr der Tod. Weil er der Tod ist, darum sterben die Wesen, die sich diesseits von ihm befinden. Jenseits von ihm befinden sich die Götter, darum sind diese unsterblich. Durch seine Strahlenzügel sind alle Wesen zum Lebenshauch erweckt. Daher erstrecken sich seine Strahlen bis auf den Lebenshauch.

Er nimmt, wem er will, das Leben und geht auf. Dieser stirbt. Wer ohne vom Tode sich ganz befreit zu haben zu jener Welt eingeht, den läßt er in jener Welt immer wieder sterben, so wie man einen, der gebunden ist, in dieser Welt nicht achtet, sondern wann immer man will, dem Tode überantwortet.

Wenn einer abends nach Sonnenuntergang zwei Spenden opfert, dann nimmt er mit diesen beiden als Vorderfüßen auf diesem Tode einen festen Stand, und wenn er früh vor Sonnenaufgang zwei Spenden opfert, dann nimmt er mit diesen beiden als Hinterfüßen auf diesem Tode einen festen Stand. Und wenn (die Sonne) aufgeht, geht sie mit ihm auf, und er befreit sich vom Tode. Das ist die Befreiung vom Tode beim Agnihotra. Der befreit sich vom abermaligen Tode, welcher diese Befreiung vom Tode beim Agnihotra kennt ...

Tag und Nacht, in beständigem Umlauf in jener Welt, vernichten des Menschen gute Werke. Aber sie befinden sich diesseits von dem (der zum Himmel gegangen ist). Seine guten Werke vernichten Tag und Nacht dann nicht.[32]

Wie einer, der im Inneren eines Wagens steht, von oben auf die rollenden Räder sieht, so sieht er von oben auf Tag und Nacht herab. Nicht vernichten Tag und Nacht die guten Werke dessen, der die gänzliche Befreiung von Tag und Nacht in dieser Weise kennt.


(II, 3, 3, 7 ff.)

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 32-33.
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