Tod und Unsterblichkeit

[33] (im Anschluß an die Erörterung des Feueraltarbaus)


Prajâpati schuf die lebenden Wesen. Aus den aufwärts gerichteten Atemzügen schuf er die Götter, aus den abwärts gerichteten die sterblichen Wesen. Danach schuf er für die lebenden Wesen den Tod als ›Verzehrer‹.

Prajâpati war zur Hälfte sterblich, zur Hälfte unsterblich. Mit seiner sterblichen Hälfte fürchtete er sich vor dem Tode, in seiner Furcht ging er in die Erde, zwiefach, zu Lehm und zu Wasser geworden.

Der Tod sprach zu den Göttern: ›Was ist aus dem geworden, der uns geschaffen hat?‹ »Er ist aus Furcht vor dir in die Erde gegangen.« Er sprach: ›Wir wollen ihn suchen; wir wollen ihn sammeln; ich will ihn nicht schädigen.‹ Die Götter sammelten ihn aus der Erde. Ein Teil von ihm war in den Wassern, den sammelten sie als Wasser; ein Teil in der Erde, den sammelten sie als Lehm. Nachdem sie beides, Lehm und Wasser, gesammelt hatten, strichen sie einen Ziegel. Darum ist ein Ziegel beides, Lehm und Wasser.

Seine fünf sterblichen Bestandteile sind: die Haare am Munde, Haut, Fleisch, Knochen, Mark; die unsterblichen: Geist, Stimme, Hauch, Auge, Ohr.

Prajâpati ist das Feuer, das geschichtet wird. Seine fünf sterblichen Bestandteile sind die Schichtungen aus Erde; seine unsterblichen Bestandteile die Schichtungen aus Ziegeln ...

Anfänglich war Prajâpati beides, sterblich und unsterblich. Seine Lebenshauche waren unsterblich, sein Leib sterblich. Durch dieses Opferwerk, durch dieses Verfahren machte er gleichzeitig sich frei vom Alter und unsterblich. Ganz ebenso ist der Opferer beides, sterblich und unsterblich. Seine Lebenshauche sind unsterblich, sein Körper sterblich. Er macht durch dieses Opferwerk, durch dieses Verfahren sich gleichzeitig frei vom Alter und unsterblich.


(X, 1, 3, 1 ff.)

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 33-34.
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