Die Erkenntnis des Selbst ist schwierig

[163] Vielen gelingt es nicht, von dem (Selbst) auch nur zu hören; viele, obschon sie von ihm hören, erkennen es doch nicht. Wie ein Wunder ist ein geschickter Erklärer, der es erfaßt; wie ein Wunder ein verständnisvoller Schüler, der von einem geschickten Erklärer unterrichtet ist.

Denn von einem niederen Manne verkündet ist das Selbst nicht leicht zu verstehen, wie oft man es überdenke. Es gibt keinen Zugang zu ihm, wenn nicht ein andrer (höherer) es verkündet. Er ist feiner als ein Atom und kein Gegenstand logischen Beweises2.

Die Einsicht ist auf dem Wege logischen Beweises nicht zu gewinnen. Von einem anderen verkündet, ist sie leicht zu erreichen.[163] Du hast sie erlangt. Du bist von festem Entschluß. Solch ein Schüler wie du wäre mir erwünscht.

(Naciketas:) Ich weiß, ein sogenannter Schatz ist nicht von Dauer. Mit Schwankendem erreicht man nichts Festes. Daher habe ich das Naciketasfeuer geschichtet; mit vergänglichen Dingen habe ich Unvergängliches erreicht3.

(Yama:) Auf die Erfüllung der Wünsche, die Stütze der Welt, die Endlosigkeit des Wollens (das Ufer der Rettung, das durch Stomas mächtige Urugâyalied als Stütze erschauend) hast du, Naciketas, standhaft und klug verzichtet.

2

atarkyam = aprameyam.

3

Das Feuer steht im Gegensatz zu den anderen, vergänglichen Schätzen und ist die Vorbereitung zum höchsten Wissen.

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 163-164.
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