2. Gottesdienst

[115] Der Herzog sprach: »Wie soll man dann den Göttern dienen?«

Der Meister sprach: »Wenn man sich der Sitte anpaßt und sich an die Zeit hält, so sieht das Volk die Befolgung der Sitte. Dann suchen es Obere und Untere einander nicht gleichzutun19. Wenn sie es einander nicht gleichzutun suchen, so herrscht Fröhlichkeit. Fröhlichkeit läßt keine Sorgen aufkommen, und dadurch wird der Groll vermindert, und Unruhen erheben sich nicht. Die Sitte teilt die vier Jahreszeiten, die ersten und die letzten Monate jeder Jahreszeit, die fünf Opfertiere, die fünf Getreidearten; wenn alles richtig läuft, so werden die Abschnitte der Zeit genau eingehalten. Ich weiß aber nicht, ob sich dadurch Unheil vom Himmel fernhalten läßt.«

19

In Lu war, wie auch in Lun Yü an mehreren Stellen erwähnt wird, die Usurpation von königlichen Sitten bei den Adelsgeschlechtern verbreitet. Kung Dsï (Konfuzius) sah darin eine große Gefahr für den Bestand des Staates. Die Geschichte hat ihm auch recht gegeben. Hier erwähnt er diese Dinge auf zarte Weise dem Herzog gegenüber.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 115-116.
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