23. Stufen des ethischen Charakters

[139] Die höchsten Menschen sind fröhlich im Guten; die nächsten betrachten das Gute als Mittel zur Ruhe und Sicherheit; die niedersten sind wenigstens fähig, sich Mühe darin zu geben.

Der Gütige ist fröhlich in der rechten Bahn; dem Wissenden ist die rechte Bahn Gewinn. Der Törichte folgt dem Schwachen und fürchtet sich davor. Die aber nicht töricht und schwach sind und an ihrem Irrtum aus Eigensinn festhalten, die kann man als Abfall der Menschheit bezeichnen.

Die höchsten Menschen lassen kein Böses entstehen; die nächsten vermögen es wenigstens schnell auszurotten; die untersten vermögen wenigstens, es das nächste Mal besser zu machen. Wer aber bei Wiederholungen es nicht besser macht, der bringt sein Leben in Gefahr und richtet seine Familie zugrunde, und wenn er ein Großer ist, so vernichtet er Staat und Gesellschaft. Darum ist der Edle in seinen Worten zögernd[139] und in seinen Handlungen besorgt: So wird er wohl erreichen, Sünden zu vermeiden.

Darum tut der Edle das Kleine (so gewissenhaft) wie das Große. Im gewöhnlichen Leben handelt er wie im Amt. Auch wenn er vorbereitet ist, achtet er es noch nicht für Vorbereitung: Darin besteht das Mittel, ohne Sorge sein zu können.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 139-140.
Lizenz: