3. Verhältnis zu den Fehlern der Eltern

[144] Der Meister sprach: »Wenn man bei den Eltern Gehör findet, dann mag man ihre Fehler zu beseitigen auf sich nehmen. Wenn man kein Gehör findet, so muß man ihre Sünden entschuldigen.«

Im Buch der Lieder heißt es (I, III, 7, 4): »Wir sieben Söhne sind nicht fähig, unsrer Mutter Herz zu trösten4.« Damit entschuldigen die Söhne ihre Mutter.

»Des Morgens aufstehen und des Nachts erst ruhen und darauf bedacht sein, nichts auf die Erzeuger kommen zu lassen.« Das bezieht sich darauf, daß man unermüdlich sein muß.

Seine Eltern nicht zu beschämen, das ist die Kindesehrfurcht des Edlen. Darum: »Noch ehe einer einen Fürsten hat (dem er dient), kann man seine Treue als Beamter erkennen«, das ist von einem ehrfurchtsvollen Sohn gesagt. »Ehe einer einen Vorgesetzten hat, kann man seine Fügsamkeit als Untergebener erkennen«, das ist von einem brüderlich gesinnten jüngeren Bruder gesagt. »Ehe einer an der Regierung ist, kann man wissen, ob er seinem Amt gewachsen sein wird«, das ist[144] davon gesagt, daß er zum voraus in sich die nötigen Eigenschaften pflegt.

So heißt es: Ein ehrfurchtsvoller Sohn versteht es, seinem Fürsten gut zu dienen; ein brüderlicher Bruder versteht es, seinem Vorgesetzten gut zu dienen. Wenn der Edle Ehrfurcht und Brüderlichkeit zeigt, so kann man daraus sofort die Schlußfolgen erkennen.

4

Das Lied stammt aus den Liedern von We (aus dem Schï Ging). Die sieben Söhne suchen ihre Mutter davon abzuhalten, nach dem Tod ihres Gatten sich anderweitig zu verheiraten.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 144-145.
Lizenz: