2. Der Weg und seine Vertreter

[217] Meister Kung sprach: »Ich will es dir sagen: Die Erkenntnis der Wahrheit dient zur Erleuchtung der geistesstarken Persönlichkeit. Die geistesstarke Persönlichkeit verschafft der Wahrheit die Geltung. Darum findet die Wahrheit ohne die Vertretung durch eine geistesstarke Persönlichkeit keine Geltung, und die Persönlichkeit ohne die Erkenntnis der Wahrheit hat nicht die notwendige Erleuchtung. Auch wenn man ein Staatspferd hat: ohne Erziehung fügt es sich nicht, und[217] man kann keine tausend Meilen nehmen. Auch wenn man ein weites Gebiet und zahlreiches Volk hat: ohne daß man der Lage entsprechend es ordnet, kann man nicht die Oberherrschaft gewinnen.

Darum haben vor alters die erleuchteten Herrscher im Innern die sieben Belehrungen gepflegt und nach außen hin die drei höchsten Dinge zur Wirkung gebracht. Wenn die sieben Belehrungen gepflegt sind, dann kann man seine Herrschaft wahren, wenn die drei höchsten Dinge wirken, dann kann man andere bekämpfen. Wenn die sieben Belehrungen nicht gepflegt werden, so mag man sein Reich wohl zu wahren versuchen, man hat es nur fest geschützt. Wenn die drei höchsten Dinge nicht wirken, so mag man andre wohl angreifen, sie unterwerfen sich nicht. Darum wahrt ein erleuchteter Herrscher sein Land so, daß er die Angriffe niederschlägt außerhalb von tausend Meilen Entfernung, und er greift andre so an, daß er auf seiner Matte sitzt, während er seine siegreichen Heere zurückführt. Darum: Wenn man im Innern die sieben Belehrungen pflegt, so hat der Herrscher keine Mühe, und wenn man nach außen hin die drei höchsten Dinge wirken läßt, so werden die Güter nicht verbraucht. Das heißt der Weg der erleuchteten Herrscher.«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 217-218.
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