6. Die Edlen

[226] Herzog Ai sprach: »Gut! Wie muß einer beschaffen sein, daß man ihn einen Edlen nennen kann?«

Meister Kung erwiderte: »Was man einen Edlen nennt, der steht persönlich für Treu und Glauben ein, und sein Herz ist nicht käuflich. Liebe und Pflicht betrachtet er als seine eigene Sache und schädigt nicht die Unwissenden. In seiner Erfahrung und seinem Wissen ist er weit und umfassend, aber zeigt es nicht in seinem Benehmen. In seinem Denken und Sinnen ist er erleuchtet und durchdringend, aber er streitet nicht mit Worten; der Edle ist unauffällig, als könnte man ihn erreichen, und doch unerreichbar. Einen solchen mag man einen Edlen nennen.«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 226.
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