5. Der Schreiber und der Aufseher

[252] Wenn dann der Thronfolger durch die Verleihung des Hutes zum Manne wird und er der Strenge des Großlehrers und[252] Großmeisters entwachsen ist, so wird ein Schreiber zur Aufzeichnung seiner Fehler und ein Aufseher zur Beschränkung seiner Speisen eingesetzt. Wenn der Thronfolger einen Fehler macht, so muß ihn der Schreiber aufzeichnen. Das ist die Pflicht des Schreibers. Er darf einen Fehler nicht unaufgezeichnet lassen. Läßt er einen Fehler unaufgezeichnet, so wird er mit dem Tode bestraft. Ist ein Fehler aufgezeichnet, so beschränkt der Aufseher die Speisen. Das ist die Pflicht des Aufsehers. Er darf die Beschränkung der Speisen nicht unterlassen. Unterläßt er die Beschränkung der Speisen, so wird er mit dem Tode bestraft.

So gab es eine Flagge, unter der stehend jedermann der Regierung Ratschläge zur Förderung des Guten machen konnte, eine Stange, wo man Proteste abgeben konnte, eine Trommel, die man rühren konnte, wenn man etwas kritisieren wollte. Der Trommelschreiber rezitierte die Verse, und ein Sänger rezitierte die Pamphlete. Ein Beamter überbrachte die Worte und Gewohnheiten des Volkes, die mit der Weisheit des Herrschers sich entsprechend entwickelten. So wurde der Eindruck wirkungsvoll ohne äußere Gebär den. Die Verwandlung vollzog sich im Herzen, so daß der Herrscher den rechten Weg traf, als hätte er ihn von Natur. Das ist der Grund, warum die Häuser Yin und Dschou so lange dauerten. Sie hatten den rechten Weg.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 252-253.
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