8. Der Grund des Untergangs von Tsin

[254] Aber so war es nicht unter dem Hause Tsin. Seine Gewohnheiten waren gewißlich nicht so, daß sie auf Nachgiebigkeit und Zuvorkommenheit Wert gelegt hätten. Was man schätzte, war Anzeige von Erfolgen. Sie waren gewißlich nicht so, daß sie auf Sitte und Gerechtigkeit Wert gelegt hätten. So hat der Eunuch Dschau Gau dem Prinzen Hu Hai zum Thron verholfen und lehrte ihn Strafprozesse führen; was er übte, waren Hinrichtungen und Verstümmelungen oder Ausrottung der drei Verwandtschaftsgrade. So kam er heute auf den Thron, und morgen schoß er schon Menschen tot. Die treuen Warner hießen Verleumder, die weisen Ratgeber hießen Umstürzler. Er betrachtete das Töten von Menschen wie das Abmähen von Heu und Stroh. Wie sollte Hu Hai von Natur so böse gewesen sein? Nein, es kam daher, daß, was jener ihn lehrte, nichts war, was ihn hätte zur Ordnung bringen können.

Ein Sprichwort sagt: Nicht ist Übung in der Routine so gut wie die Beachtung vergangener Ereignisse. Ein anderes sagt: Stürzt der vordere Wagen um, dient er dem hinteren als Warnung. Daß die Häuser Yin und Dschou so lange dauerten, davon kann man die vergangenen Ereignisse, die es bewirkt haben, wissen. Daß das Haus Tsin so plötzlich vernichtet wurde, davon kann man die Spuren noch sehen. Aber wenn man sich nicht warnen läßt, so ist der vordere Wagen gestürzt, und der hintere Wagen stürzt sicher ebenso um. Der Grund von Bestand und Untergang, der Keim von Ordnung und Chaos liegen in ihrem Wesen hier.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 254-255.
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